Drachenreiter Forum

Galladoorn und Kharkov Out-Time => Baronie Erbnacht => Thema gestartet von: Arianna in 16.11.2019, 21:20:05

Titel: Unter dem Galgen
Beitrag von: Arianna in 16.11.2019, 21:20:05
Unterm Galgen


Raynald von Zwangshaim, Schwinge des Furor Draconis hatte seinen Auftrag bekommen.
Er sollte zusammen mit einer Flamme - Hängist von Ährstätt und einer Klaue - Gimbert Schinder zur Feste Erbnacht reisen, um dort vor der neuen Kronvögtin das Kriegsbanner zu entrollen
und ihre Worte des wahren Glaubens zu verkünden.
Gleichzeitig zogen ihre Brüder und Schwestern durch das restliche Erbnacht, um auch dort die Worte des Furor Draconis zu verkünden und die wahren Gläubigen zur Gefolgschaft aufzurufen.
So nahm Grimbert eines der noch aufgerollten Kriegsbanner, Raynald verstaute die Schriftrolle sicher in seinem Gewand und so zogen sie los.
Auf der Feste angekommen wurden sie zunächst wie erwartet von den Wachen aufgehalten.
Das Herbstfest, welches die Kronvögtin hatte ausrichten lassen, war voll im Gang, als sie herbei geeilt kam.
Raynald ergriff die Gelegenheit, hieß Grimbold das Banner und Hengist die Schriftrolle entrollen, so dass er diese laut gestikulierend und voller Inbrunst verlesen konnte.
Als er die wahren Gläubigen zur Gefolgschaft aufrief, traten tatsächlich drei der Bediensteten aus den Reihen und folgen, als sie wieder abzogen.
Er hatte nicht damit gerechnet, so einfach wieder von der Feste weg zu kommen.
Doch die Kronvögtin selbst hatte sie zunächst ziehen lassen.
Aber weit waren sie nicht gekommen.
Obwohl sich ihnen auf dem kurzen Weg inzwischen einige Dutzend Erbnachter angeschlossen hatten, wurden sie von einem Ritter nebst Wachen, einem Defensor sowie zwei weiteren,
für ihn nicht einzuordnende Gestalten aufgehalten und gestellt.
Sie hatten ihren Auftrag erfüllt, sollte das Volk sehen, wie man mit ihnen umging.
Die drei ließen sich ohne Gegenwehr festsetzen und zurück zur Feste bringen, um dort in den Kerker geworfen zu werden.
"Raynald, warum glaubst du, hat man uns hier eingesperrt?" fragte Grimbert die Schwinge.
"Wir werden sehen. Sie werden uns dies noch früh genug offenbahren. Wahrscheinlich sind es alles Ketzer, die den wahren Glauben nicht sehen!" antwortete Raynald in sachlichem
aber sicheren Ton, bevor er sich zur Meditation auf eine der leeren Pritschen setzte.
Immerhin hatten sie es nicht ganz so schlecht getroffen. Aufgrund dessen, das Hengist und Raynald von adligem Geblüt waren, hatte man ihnen wohl eine der besseren Zellen im Kerker gegeben.
Davon kündeten die einfachen, aber immerhin vorhandenen Kissen und Decken auf den Pritschen, die Möglichkeit für ihre Notdurft sowie eine ordentliche Mahlzeit, die ihnen am Abend gebracht wurde.
Doch weitere Informationen, was man ihnen vorwarf, die bekamen sie an diesem Abend nicht mehr.
Dies geschah erst am folgenden Morgen. Raynald, Hengist und Grimbert wurden früh und gut bewacht aus ihrer Zelle geholt und vor die Kronvögtin geführt.
Ihnen wurde mitgeteilt, das sowohl sie als auch ihre Glaubensschwestern und -Brüder des Furor Draconis seit dem gestrigen Tage aufgrund ihres Verstoßes gegen geltendes Kronrecht
durch die Worte in ihren Verlautbarungen seit dem gestrigen Tage in Erbnacht als vogelfrei galten. Ferner war auch die Anhängerschaft des Furor Draconis unter Strafe gestellt worden.
Hengist und Grimbald wollten voller feuereifer protestieren und wiedersprechen.
Doch Raynald blieb ruhig und rief seine Brüder ebenfalls zur Ruhe.
Er meinte, die hohen Damen und Herren würden schon sehen, welcher der wahre Glaube sei, und was sie von ihrer Ketzerei und Irrglaube hätten.
Da die drei Herren sonst nichts weiter zu ihrer Verteidigung zu sagen hatten, auch keine weiteren Informationen als die schon Bekannten preis gaben, fällte die Kronvögtin das Urteil über die drei Herren.
Sie sollten zum nächsten Gerichtstag, welcher der 15. Tag eines Monats ist, alle Drei öffentlich auf dem Marktplatz Stadt-Erbnachts gehängt werden.
Nachdem die Kronvögtin den drei Gefangenen das Urteil verkündet hatte, wurden sie wieder zurück in ihre Zelle im Kerker gebracht.
Am Morgen des 15. Tages des 11. Monats schritt Grimbert Schinder in der Zelle auf und nieder.
"Diese Ketzerin wird uns hängen, wie kann sie das wagen? Uns, die Boten des wahren Glaubens. Diese Ketzerin, die diesem falschen Glauben folgt. Wie kann sie es wagen?"
"Ganz ruhig Bruder." erwiderte Raynald, der auf seiner Pritsche saß und bis eben mit, dem vor ihm knieenden, Hängist gebetet hatte.
"Wir werden mit dem heiligen Gardonszug ziehen, wider die Dunkelheit. Kein Ketzer wird uns aufhalten, vertraue auf den Drachen."
Grimbert schaute verdutzt auf die Schwinge, doch würde er dem Priester nicht misstrauen. Wer wäre er denn, wenn er einer Stimme des großen Drachen misstrauen würde.
So warteten sie auf die Wachen, die sie zum Marktplatz bringen sollten. Gegen Mittag wurden sie aus der Zelle geführt und schritten hoch erhobenen Hauptes zwischen den erbnachter Soldaten zu ihrem Richtplatz.
Auf dem Marktplatz tummelten sich die Bewohner der Stadt. Ein Galgen war errichtet worden und auf einem Podium stand die Kronvögtin, flankiert von Thorus und einigen Soldaten.
Die Drei wurden auf den Galgen geführt und unter die Stricke positioniert. Die Kronvögtin erhob die Stimme gegen das geraune der Bürger.
"Aufgrund des Verstoß gegen das Kronrecht werden Raynald von Zwangshain, Hängist von Ährstätt und Grimbert Schinder zum Tode durch den Strang verurteilt. Vollstreckt das Urteil."
Raynald straffte sich und schmetterte los.
"Hängist von Ährnstätt zeige diesen Unwissenden die Kraft des Wahren Glaubens."
Die Flamme entfesselte den Zorn des Drachen, den die Schwinge am morgen in ihm eingebettet hatte. Er zerriss seine Fesseln und entwand einer überraschten Wache deren Schwert. Bevor die Wachen das geschehen realisiert hatten,
lagen zwei von ihnen enthauptet auf den Planken des Galgens. Auch die die verbliebenen zwei Soldaten vielen dem wütenden Hängist zum Opfer. Die Flamme sprang vom Galgen und schnitt sich durch die, auf dem Marktplatz stehenden, Bürger.
Arianna von Eismond befahl den bei ihr stehenden Soldaten die Bürger zu schützen, während Thorus zu ihrem Schutz an ihrer Seite blieb.
Ihre Wachen eilten vom Podium und schoben sich mit einer weiteren Gruppe Soldaten zwischen die Bürger und die Flamme. Hängist ging auf die Soldaten los. Doch bevor er den ersten Streich führen konnte schlug ein Pfeil in seine Schulter ein.
Diesem folgte ein weiterer Pfeil durch den Oberschenkel. Die Bürger Erbnacht-Stadts stoben auseinander um den Spähern Platz zu machen. Weitere Pfeile stoppten Hängist in seinem Ansturm. Die ihn umgebenden Soldaten gingen zum Angriff über und beendeten sein Wüten mit blanker Klinge. Erst als die Flamme tot und aus zahlreichen Wunden blutend  auf dem Pflaster lag, bemerkte die Kronvögtin das Raynald und Grimbert den Tumult zur Flucht genutzt hatten.
Sofort befahl sie den Spähern nach ihnen zu suchen.
Die Soldaten brachten die Bürger, die es nicht aus eigener Kraft schafften, zum Heilerhaus. Die Kronvögtin bat Vater Dantioch sich den Gefallenen anzunehmen und danach auch der Flamme die letzten Riten zu kommen zu lassen.
Am späteren Tage berichteten die Späher, das die Schwinge und die Klaue Hilfe gehabt hatten. Vor den Toren der Stadt hatten Pferde auf sie gewartet. Mehrere Späher waren darauf angesetzt den Spuren zu folgen.