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Früh am Morgen auf Feste Erbnacht, am Ende des 5. Monats Viviane

Begonnen von Arianna, 01.06.2023, 21:34:58

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Arianna

Früh am Morge auf Feste Erbnacht, an einem der letzten Tage im 5. Monat Viviane


Die Kronvögtin war gerade mit ihrer Familie auf dem Weg zum ersten Mahl des Tages, als ihr ein Bote mit wichtiger Kunde angekündigt wurde.
Ein kurzer Blick zu Mann und Kind, dann schickte sie die Beiden zum Essen, während sie gefolgt von ihrer Schreiberin in ihr Empfangszimmer ging.
Auf ihrem Schreibtisch hatte man schon einige Kleinigkeiten zum schnellen Essen gerichtet, ebenso eine Karaffe mit frischem Wasser.
Sie ließ sich auf ihrem Stuhl nieder und ließ den Boten rufen.
Dieser betrat den Raum, verbeugte sich vor der Kronvögtin und überreichte ihr eine Schriftrolle.
Gesiegelt mit dem Flügel der Waffenmeister, also kam sie von Thorus.
Arianna gab die Anweisung, den Boten für seinen Dienst zu entlohnen und ihm noch Proviant für seine Rückreise mit zu geben.
Für einen kleinen Moment schweiften ihre Gedanken ab.
Erst vor ein paar Tagen hatte sie ihren Waffenmeister in den Mondturm geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen, nach der Ernte zu schauen und - natürlich - die Frau in der Taverne wiederzusehen.
Bei dem Gedanken, wie Thorus von ihr schwärmte, umspielte ein leises Lächeln ihr Gesicht.
Doch was mochte wohl passiert sein, dass er nicht selbst zurückkam, sondern einen Boten mit dringlicher Nachricht schickte?
Arianna brach das Siegel und las die Zeilen.
Mit jeder Zeile wurde ihre Miene finsterer, am Ende zerknüllte sie vor Wut das Schreiben.
Sie rief laut nach einem anderen Bediensteten und gab ihm den Befehl auf direktem Weg den Halbork Wulf aus dem Heilerhaus innerhalb kürzester Zeit zu ihr zu bringen.
Auch Hinrich, den Hauptmann ihrer Festungsgarde, ließ sie holen.
Während sie auf die beiden Männer wartete, versuchte sie, ihre Gedanken wieder in geordnete Bahnen zu lenken, lief dabei in ihrem Empfangszimmer auf und ab, ungeachtet der verwirrten Blicke ihrer Schreiberin.
Hinrich betrat zuerst das Zimmer, kurz darauf gefolgt vom grummeligen Halbork.
Warum nur hatte man ihn so früh aus dem Bett geholt und zur Feste zitiert?
Arianna nahm wieder auf ihrem Stuhl Platz, bedeutete Hinrich und Wulf mit einem kurzen Wink die Stühle gegenüber ihres Schreibtisches zu besetzen..
"Es tut mir leid, euch zu so früher Stunde hierher zitieren zu lassen. Aber die Umstände lassen es nicht zu, weitere Zeit mit dem Warten zu verschwenden.
Soeben kam Kunde von Thorus aus dem Mondturm. Dort verweilt zur Stunde die Krone selbst.
Eine schlagkräftige Truppe hatte wohl in den Tagen zuvor in Rabenmund zu tun und deckte dabei sowohl die Identität als auch noch dunklere Machenschaften, als das, was schon bekannt war, auf.
Der, der sich der Kristallkaiser nennt, ist kein geringerer als Fürst Kolon selbst!
Seit dem, dass dies bekannt wurde, agiert er nicht weiterhin im Verborgenen.
Die Grenzwälder wimmeln von grauenhaften Untieren, namenlosem Gezücht und Monstern, die Alles und Jeden, der sich ihnen in den Weg stellt, nieder macht. "
Die Kronvögtin hält kurz inne, um den Männern Zeit zu geben, das soeben Gesagte nicht nur zu hören, sondern auch zu verstehen.
Hinrich schien für den Moment zu schockiert, um etwas zu sagen. Wulf hingegen war auf einen Schlag hellwach.
"Und, was haben wir bisher unternommen? Was ist mit den Leuten dort oben an der Grenze?"
Arianna hob beschwichtigend die Hände.
"Ich habe diese Information etwa 30 Augenblicke länger als du, Wulf. Warum glaubst du, lasse ich dich Morgenmuffel so früh aus dem Bett holen und hierher schleifen? Gewiss nicht, weil ich daran Freude habe, dich zu ärgern!"
Sie nahm ihren Becher zur Hand und trank einen schnellen Schluck des kühlen Wassers.
"Es ist so, dass nicht nur die Grenzwälder auf der rabenmundschen Seite betroffen sind...
Auch unsere Seite hat es hart getroffen.
Thorus hat schnell reagiert, einen Boten zur Feste Reichsacht gesandt, damit die dortigen Späher die Lage erkunden.
Er schreibt, dass zum Zeitpunkt, als das er den Brief schrieb, noch nicht alle Späher wieder zurückgekehrt waren. Auch, ob sie überhaupt zurückkehren werden, ist nun nicht mehr sicher.
Vermutlich ist unsere ganze Grenze zu Rabenmund betroffen. Frostwald, Herzfeld, Maynwacht.
Viele Brücken, Furthen, sonstige Übergänge sind zerstört, dunkles Gezücht wie Spinnen, Dämonen und dergleichen treiben sich auf beiden Seiten in den Wäldern herum.
Im westlichen Frostwald wurden die am nördlichsten gelegenen Gehöfte und alles, was dazu gehört, zerstört. Herzfeld hat es hart getroffen.
Hier hat der Feind sich zu gut einem Drittel ins Landesinnere gebrandschatzt, hat den dortigen Kornspeicher niedergebrannt und alles, was ihnen unter die Krallen kam, getötet.
Von Maynwacht gibt es noch keine Informationen, da die beiden Späher von dort bisher nicht zurückgekehrt waren."
Die Kronvögtin hält kurz inne und reibt sich die Stirn.
"Meine nächsten Schritte, die ich unternehmen will, möchte ich nun mit euch abstimmen, da ihr diese auch mit tragen müsst.
Hinrich, euch würde ich zum 1. und 2. Widderbanner mit entsprechenden Befehlen für die jeweiligen Hauptleute schicken.
Die Banner sollen binnen kürzester Zeit Marschbereitschaft herstellen. Wenn dies erfolgt ist, sollen sie ihren Standort von Stadt-Erbnacht nach Herzfeld verlegen.
Von dort aus soll die genaue Lage erkundet und die restliche Baronie vor dem Gezücht geschützt werden. Nichts davon darf weiter nach Erbnacht hinein kommen. Zurückdrängen können wir sie nicht,
dafür fehlt uns die Mannstärke. Aber zumindest dafür sorgen, dass sie nicht weiter als jetzt ins Landesinnere kommen, das muss machbar sein."
Arianna wartete einen Augenblick, ob die beiden Einwände hatten. Aber nachdem sie nur zustimmendes Nicken bekam, übergab sie Hinrich die inzwischen von der Schreiberin aufgesetzten Befehle und schickte ihn direkt los.
"Wulf - du trägst im nächsten Schritt das größte Risiko, daher stelle ich es dir frei. Auch wenn ich die Antwort schon zu kennen glaube...
Wir haben keine Berichte von Maynwacht. Auch wissen wir nicht, wie es um die Farbhäute bestellt ist.
"Möchtest und kannst du sie bitte warnen, für den Fall, dass es noch nicht zu spät ist?"
Der Blick des Halborks, ihres engsten Freundes und Vertrauten sagte alles.
"Sonst noch etwas?"
Arianna ging um ihren Tisch herum, legte ihre Hände auf seine Schultern und sah ihn direkt an.
"Ja, tatsächlich noch etwas. Ich wünsche, dass du kein größeres Risiko eingehst, als unbedingt nötig. Geh´ hin, warne alle, die du warnen kannst, aber kehre auch auf dem schnellsten Weg wieder zurück.
Wir werden dich und deine Heiler in Zukunft vermutlich öfter brauchen, als das uns lieb sein wird."
Sie hält kurz inne, im zurückgehen zu ihrem Stuhl flüstert sie mehr zu sich selbst aber dennoch deutlich hörbar:
"Und ich will keinen weiteren Freund beerdigen müssen!"
Wulf nickt und verlässt augenblicklich das Empfangszimmer.
Die Kronvögtin lässt sich schwer auf ihren Stuhl fallen, mit den Gedanken bei den Menschen im Norden Erbnachts, für die jede Hilfe zu spät kommen wird, bei den Menschen, welche gerettet werden können.
Und bei ihrer eigenen Familie, die von alledem noch gar keine Kenntnis hatte.