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Dieser Tage rund um Taveresk

Begonnen von Graumähne, 08.01.2023, 21:46:28

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Graumähne

Gedrückt ist die Stimmung dieser Tage in den Gasthäusern Taveresks.
Immer wieder kann man Gesprächen lauschen, die nur ein Thema kennen.
Diese grauenhafte Hinrichtung ausserhalb der Stadt.
"Hätte nie gedacht, dass es mal jemand schafft dem alten kharkovianischen Bären, buchstäblich das Fell abzuziehen. Der war doch immer so selbstbewusst und wirkte so... standhaft."
"Ja, das mag sein, aber ich kann Dir sagen, Ivar, mein Neffe, der hat es gesehen, wie diese Explosion den Himmel taghell erleuchtet hat! Und dann... Schwärze und Stille. Man hat nur noch die Wölfe laut heulen hören."
"Jaja, das waren ganz bestimmt wohl "Wölfe"... wohl eher MannWölfe, die er sich gehalten hat! Ich sage Euch, der Kerl war mir schon immer unheimlich, wie er nachts immer wieder auf diesem komischen Rappen die Straßen und Wege entlag preschte, so ganz in Schwarz!"
"Sei still, Fjodor! Der Herr war schon recht. Er hat immer ein ein freundliches Wort gehabt und hat sich jedes Problem immer angehört. Und großzügig war er immer! Das haben sie sogar beibehalten in Mbarath. Ein großes Silber gab es für die Buben, die bei der Scheune geholfen haben. Nein, so ein Ende hat er nicht verdient. Der Boris sagt, dass man Ihn grausig zugerichtet hat. Aber er hat sich gewehrt! Eine der Leichen mussten sie aus dem Boden ausbuddeln."

So oder so ähnlich hört man es dieser Tage überall.

Zeit vergeht...
Elen sila lumenn' omentielvo.

Graumähne

Rumpelnd rollt die wohlbekannte, sechsspännige, majestätische Kutsche durch die Gassen Taveresks.
Stolz prangen die Insignien des Magius Ordinarius Schwingensteins an der Seite.
Schnell macht die Nachricht die Runde, kommt die Kutsche doch vom Rheyn und nicht von der Burg, wie sonst üblich.
Auch steuert sie nicht die üblichen Händler für feine Tuche und edle Tropfen oder ähnliches an, sondern macht Halt mitten auf dem Marktplatz.
Neugierige Blicke wandern immer wieder zu dem Gefährt, bedeutet dessen Ankunft doch immer gute Geschäfte oder interessante Neuigkeiten.
Als sich die Türe öffnet, steigt jedoch nicht die hochgewachsene, erhabene Gestalt seiner Excellenz aus der Kutsche, sondern die graumelierte Mähne seines ehemaligen Schülers schiebt sich durch die Öffnung.
Er verharrt kurz, halb in der Türe stehend und blickt sich in aller Ruhe um.
Das Gesicht grimmig, huscht sein ernster Blick aufmerksam über den Platz zu jeder Ecke, bevor er zufrieden nickt, kurz ein Wort in das Innere der Kutsche richtet und komplett aussteigt.
Schwer setzt er seine Füße auf das kalte Pflaster des Platzes.
Laut hallt das Echo seiner Absätze darüber.
Fast schon zu laut...

Nach einem weiteren, schnellen Blick über den Rest des Platzes streckt er die Hand aus und hilft zunächst einer Priesterin der gütigen Mutter die Stufen hinab und anschliessend seiner Adjutantin und Schülerin.
Gemeinsam macht sich das Trio auf und betritt die Schreibstube, während die Kutsche sich wieder in Bewegung setzt.

Natürlich macht diese Nachricht schnell die Runde, immerhin kommt es nicht oft vor, dass Totgesagte wieder über den Marktplatz flanieren.
Menschen kommen heran, wollen die Neuigkeit mit eigenen Augen sehen.
Schauen neugierig bis ängstlich auf die Türe der Schreibstube.
"Wie kann das nur möglich sein? ...dunkle Hexerei...Wunder der Mutter..." Alles Mögliche kann man in Gesprächsfetzen hören.
Die Menge auf dem Marktplatz ist schon zu einer beachtlichen Größe herangewachsen, als sich die Türe des Schreibers wieder öffnet und die Priesterin zusammen mit der Schülerin den Platz betritt.
Ehrfürchtig und respektvoll machen die Menschen den Beiden Platz.
"Ihr lieben Menschen von Taveresk." hebt sie an "Es besteht kein Grund zur Besorgnis. Es ging hier alles mit rechten Dingen zu. Die letzten Neuigkeiten bezüglich des Todes des Herrn Dimitrios beruhten auf einer einfachen Verwechslung."
Ein Raunen geht durch die Menge und just als es verklingen möchte, schwillt es wieder kurz an, als Dimitrios von Dojewski in´s Freie tritt.
Dunkler scheint seine Gestalt als sonst.
Der Fellkragen bewegt sich leicht im Wind, an seinem Revers ist das blutige Wappen seiner Familie angeheftet.
Seine Miene ist eine steinerne Maske und lediglich in seinem Blick scheint ein Feuer zu lodern, welches von seinem inneren Aufruhr kündet.
Mit festem Schritt geht er in Richtung der Priesterin und fast könnte man meinen, dass die Luft auf diesem Weg knistert...
Er nimmt den Platz neben seiner Schülerin und der lächelnden Priesterin ein, die ihm auffordernd zunickt.
Nach einem kurzen Moment der Ruhe berührt sie den Magier leicht und nickt ihm noch ein Mal nachdrücklicher zu.
Dimitrios zuckt kurz zusammen, schüttelt sich und versucht sich offenkundig zu sammeln.

"Taveresk! Hört mich an!" rollt seine Stimme über den Platz.
"Ihr habt sicherlich alle die verschiedensten Dinge über die letzten Tage hinweg gehört und ich kann Euch versichern, die Gerüchte über mein Ableben waren stark übertrieben!"
Zum ersten Mal umspielt so etwas wie ein Lächeln seine Lippen, auch wenn es arg schief erscheint.
"Ja es ist wahr, dass etwas Schlimmes passiert ist. Man hat aber, wie ihr sehen könnt, nicht mich getötet, sondern..." seine Stimme stockt kurz, die Hand der Priesterin drückt kurz fester zu.
Ein Räuspern.
"... sondern meinen geliebten Bruder Igor." Sein Blick wird weich, fast wässrig. Ein leises Raunen geht wieder durch die Menge.
"Möge seine Seele in den Schoß der Mutter gelangen. Meret mit uns." und bedächtig erwidern die Menschen die Segensformel.
Nach einem kleinen Augenblick des Schweigens hebt Dimitrios wieder den Blick.
"Ihr werdet verstehen, dass diese Sache für mich sehr persönlich ist und ich jedem, der etwas zu deren Aufklärung beitragen kann sehr dankbar sein werde. Zudem wird es auch eine Belohnung für hilfreiche Hinweise geben. Entsprechende Aushänge werden in diesem Moment in der Schreibstube angefertigt.
Ja, wir wurden angegriffen.
Schmerzt uns dieser Angriff?
Ja.
Sehr." Er richtet den Blick auf den Horizont und flüstert leise "Do swidanja", nur um dann umso lauter fortzufahren
"Aber!!! Werden sie uns damit einschüchtern? Ich sage nein!" ein dunkles Rumpeln ist zu vernehmen, gleich einem Donnergrollen aus der Tiefe.
"Wir werden uns nicht in´s Bockshorn jagen lassen und uns verstecken!
In diesem Augenblick schwärmen die Jäger aus um jeden Stein umzudrehen.
In diesem Augenblick, gehen die Priesterinnen der gütigen Mutter mit ihren Sel´shar auf Wanderschaft, um die Dunkelheit zu vertreiben und das wärmende Licht Vars zu bringen.
In diesem Augenblick beginnen seine Excellenz, Dorothea und meine Wenigkeit mit den Nachforschungen!
In diesem Augenblick beginnt die Jagd!
Und wir werden sie jagen!
Und wir werden sie zur Strecke bringen!
Wir sind Schwingenstein!
Wir sind Taveresk!
Wir haben doch keine Angst vorm Hunkenmann!!!" Feurig streift sein Blick über die Menschen, die sich von seiner Leidenschaft haben anstecken lassen und begeistert ihre Zustimmung bekunden.

"Und die ersten beiden Runden heute Abend in den Gasthäusern gehen auf mich!
Gedenkt meinem Bruder und feiert sein Leben!!!
Für Schwingenstein!
Für Taveresk!!!"

Er reckt die Faust in die Luft und dreht sich nach einer kleinen Weile zu seinen Begleiterinnen um. Auf seinem Gesicht liegt ein wölfisches Lächeln.
"Wollen wir?"
Gemeinsam bahnen sich die Drei einen Weg durch die jubelnde Menge und richten ihre Schritte gen Mbarath.
Elen sila lumenn' omentielvo.