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Begonnen von Graumähne, 04.06.2023, 11:07:57

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Graumähne

Die folgende Szene spielt nach den Ereignissen in Rabenmund.
Das ist ein wirklich sehr intimer Einblick in meinen Charakter mit Einblicken, die kaum ein anderer hat... Ich würde deshalb gerne um etwas Fingerspitzengefühl bitten.  :)

LG

Gunther




Ohrenbetäubend hämmern drei Namen durch den Geist des Magiers auf seinem eiligen Weg.

DeVarennes.

Schritt.

Hunken.

Schritt.

Kolon.

Schritt.

DeVarennes.

Schritt.

Hunken.

Schritt.

Kolon.

Schritt.

DeVarennes.

Mellon.

Schritt.

Hunken. Mellon...

Schrittschritt

Kolon. Lasto beth nîn, Mellon!!!

Aus dem Tritt gekommen hält der Mann inne und blickt sich verwirrt um.
Habe ich endlich deine Aufmerksamkeit?
Vasilij hört förmlich das leichte Schmunzeln in den Worten.
,,Oh...Hast Du etwas gesagt? Entschuldige, ich war in Gedanken." meint er und setzt seinen Weg durch das nächtliche Taveresk, nun etwas langsamer, fort.
Das bist Du noch, aber das macht nichts, so lange Du ein wenig deiner Aufmerksamkeit auch mir schenkst...
Wieder Ihr süffisantes Schmunzeln.
,,Die hast Du doch immer... so lange ich nicht in Gedanken bin..." gibt der Magier, nun ebenfalls lächelnd zurück.
So gefällst Du mir schon besser.
Sag, was hast Du nun vor?
Wirst Du deinen törichten Pfad weiter beschreiten, oder...?

,,Ja, das werde ich." unterbricht der Magier sie ungeduldig.
,,Wir haben diesen Tanz schon so oft aufgeführt.., Du kennst meine Argumente und meine Überzeugung, mellon."
Mae, aber aus reiner Neugier... sprich und sage sie mir ein weiteres Mal...
Vasilij seufzt leise und formuliert seine Gedanken zu diesem Thema wohl zum hundertsten Mal.
,,Ich werde die Menschen nicht aufgeben. Es gibt auch gute Seelen unter ihnen. Für diese kämpfe ich. Mögen sie auch noch so sehr in der Unterzahl sein, aber ich bin überzeugt davon, dass wenn man nur einen von ihnen rettet, den richtigen Weg weisen kann, dann lohnt sich das und kann die Welt zum besseren verändern. Außerdem, wenn das Unheil hier nicht gestoppt wird, dann wird es irgendwann auch auf unsere Wälder übergreifen. Das Böse, Morgoth, neigt dazu sich wuchernd auszubreiten und alles verschlingen zu wollen."
Und in diesem Punkt stimme ich Dir auch zu Mithfinnel, jedoch... was die Menschenkinder angeht...
Sie macht eine Kunstpause und der Magier weiß, worauf sie hinaus will.
Du hast gesehen, was ihre Schwüre, was ihre zur Schau getragene Moral schlussendlich wert ist.
Kaum ergibt sich die Gelegenheit ein Ziel schnell zu erreichen, ergreifen sie es in ihrer typischen Ungeduld.
Ungeachtet der dunklen Kräfte, welche sie benutzen müssen.
Sag mir, mellon... Zu was macht sie das?
Unterscheiden sie sich noch von dem Feind, den Du geschworen hast zu bekämpfen?

Die Worte treffen Vasilij tief in der Magengrube.
Er bleibt stehen, stützt sich getroffen an einer Mauer ab.
,,Ich... ich weiß es nicht." der Magier schließt die Augen. Ihm schwindelt. Verzweiflung steigt in ihm auf.
,,Du weißt, dass ich mich das auch schon gefragt habe. Wie sie sich selbst belügen, wie sie... einem Taschenspieler gleich eine Sache überbetonen, nur um eine andere, dunkle... dreckige... schnell zu erledigen, ohne darüber auch nur nachzudenken. Ich weiß nicht, was ich noch hätte tun können jegliche Einwände wurden noch nicht mal diskutiert, einfach weggewischt... Ich bete zu der gütigen Mutter, dass in diesem Faden keine unschuldige Seele gefangen war. Aber auch wenn nicht... An dieser Stelle wurden Grenzen überschritten, die nicht hätten überschritten werden dürfen. Unsere Moral ist das, was uns von dem Feind unterscheidet. Und an diesem Tag haben wir uns auf dessen Niveau herab begeben. Wir haben unser Licht verloren... Ich weiß im Augenblick nicht, ob dies dann wirklich die Gemeinschaft ist, für die ich streiten kann..." er atmet tief durch und lehnt sich kraftlos an die Mauer.
Dann streite für uns. Streite für das Licht selbst. Das Geschenk Illúvatars fließt auch durch deine Adern. Ehre sie und kämpfe in seinem Namen und den der Ainur gegen die aufziehende Dunkelheit. Vergiss die kleinlichen Länder der Menschenkinder, sie werden sowieso irgendwann alle zu Staub zerfallen. Dies berührt deinen Kampf gegen Morgoth nicht.
Graumähne nickt langsam und nachdenklich.
,,Ich werde darüber nachdenken. Hannon le."
Er stößt sich von der Mauer ab, schöpft neue Kraft.
,,Weißt Du... es ist eine Sache, diesen Geschöpfen der Dunkelheit entgegen zu treten. Gegen dieses Gezücht war ich gewappnet. Aber dass wir selbst einen Schritt in diese Dunkelheit treten... Das hat mich sehr erschüttert. Dämonen, Ereignisse, die sich überschlagen, Geister der Vergangenheit,... all damit kann ich irgendwie umgehen, auch wenn jene Dinge schier atemberaubend waren, aber mit der Zeit... da kann ich das alles verdauen. Vor allem weil ich tatsächlich auch unter jener Schar gute Freunde und wertvolle Menschen hatte. Und auch sie." er lächelt unwillkürlich.
Ich weiß.
Er hört schier, wie sie ebenfalls lächelt.
Und Du hast ja jetzt einen Grund mehr für deinen Kampf.
Und einen Hoffnungsschimmer...
Und um estel, die Hoffnung, zu nähren, habe ich einen gemeinsamen Freund gebeten Dir wieder zu helfen.

Vasilij schaut etwas verwundert, bis er das vertraute Geräusch von Hufen vernimmt.
Ein majestätischer Rappen erscheint in der Gasse und hält auf den Magier zu.
,,Isilnár!" ruft der Magier erfreut aus.
,,Was freue ich mich, Dich zu sehen, alter Freund. Mae govannen!"
Er streicht dem Pferd sanft über den Hals. In stummen Zwiegespräch halten beide einen Moment inne, ehe der Mann aufsitzt, sich vorbeugt und dem Rappen ins Ohr flüstert.
,,Dann wollen wir uns noch ein Mal sputen, mellon. Wie immer ist keine Zeit zu verlieren. Also... noro lim!"
Mit einem Wiehern wirft der Hengst den Kopf nach hinten und prescht mit seinem Reiter davon.
In die Nacht.
Der Dunkelheit entgegen.
Elen sila lumenn' omentielvo.