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Die Brücke

Begonnen von Basti, 25.06.2023, 20:04:05

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Basti

Am Morgen des 24. Tag des sechsten Monat im Jahre 23 Viviane

Anna-Katharina sitzt mit ihrem Sohn, dem Erben der stolzen Sommburg, an der großen Tafel vor ihrem Frühstück. Ihr Gemahl, der Ritter Aramis von Wintersang, ist vor ein paar Tagen abgereist. Seine königliche Hoheit hat zu einem offenen Ritterrat geladen. Ihr Mann wollte vorher jedoch noch einen Halt in Eichingen, der Gemarkung seines Rittervaters, einlegen.
Eine kühle Brise weht durch die weit geöffneten Fenster der großen Halle. In der Nacht hat ein leichtes Gewitter die wohltuende Abkühlung gebracht. Auch wenn es in der Burg noch aushaltbar war, so hat die schwüle Wärme der letzten Tage doch auch an den dicken Mauern der Grenzburg im Südosten Schwingensteins ihre Wirkung gezeigt.
Ein dumpfes, undefinerbares Grollen gefolgt von einem seichten Rauschen aus der Ferne dringt an ihre Ohren. Das Geräusch erinnert entfernt an das eines Mühlsteins oder eines Mörsers. Neugierig, woher das Geräusch wohl stammen mag, steht sie auf und geht ans Fenster.
Wie gemalt liegt das Land vor ihr.
Doch etwas stört sie an diesem Bild. Sie betrachtet die ihr mittlerweile so bekannt gewordene Landschaft.
Plötzlich sieht sie es! Besser gesagt, sie sieht es nicht. Das, was da sein sollte, es aber nicht ist! Ein Schauer durchfährt sie.
Eine grässliche Fratze schaut sie an und streckt ihr ihre zerklüftete Zunge heraus. Ein spitzer Schrei entfährt ihr. Doch sie schüttelt den Kopf, da sie ihren Augen nicht trauen mag, und die Fratze beginnt sich zu verformen. Die Augen werden zu Fenstern, der Mund zu einem Torbogen und was sie als Zunge erkannt hat verwindet sich zu einem abgebrochenen Stück der großen Reichsbrücke, welche die Baronie Schwingenstein mit der Kronmark und dem restlichen Königreich Galladoorn verbindet.
Doch wo ist der Rest der Brücke geblieben?
Man erkennt hektisches Treiben auf dem abgebrochenen Rest der Brücke und im Rundbogen. Eilig wird versucht jemandem zu helfen, der es scheinbar geschafft hat, sich an den Trümmern fest zu klammern, um nicht in den Strom zu stürzen.
Angelockt durch ihren entsetzten Schrei hat sich das Gefolge, welches sich im Raum befindet, ebenfalls an den Fenstern versammelt. Ein Raunen und ungläubiges erstauntes Gemurmel geht um.
Durch den Trubel und die ausgelöste Hektik fängt der Junge Knabe an zu weinen. Doch durch die liebevolle Fürsorge seiner Mutter lässt er sich schnell wieder beruhigen.
"Herrin, was ist hier geschehen?" fragt man sie mit ungläubig dreinblickenden Augen, in der Hoffnung, sie könnte ihrem Gefolge eine Erklärung liefern. "Nun, wie mir scheint, ist die Brücke eingestürzt..." In dem Wissen, dass dies sicher nicht die Antwort ist, die sie hören wollen, bringt sie das Offensichtliche so nüchtern wie möglich zu Wort.
Sie gibt ihr Kind in die Obhut seiner Amme: "Sattelt mein Pferd!" ruft sie einem der Bediensteten zu. "Mein Gemahl wird wissen wollen, was geschehen ist, wenn er zurückkehrt! Und ich will sehen, ob wir helfen können!" "Sollen wir einen Boten schicken Herrin?" Fragt sie der Diener.
"Unsinn! Wie soll er denn über den Fluss gelangen? Die Hevener werden sicherlich selbst einen Boten nach Königstolz schicken. Ich will mir selbst ein Bild über das Ausmaß dieser Katastrophe machen." So macht sie sich mit einer Handvoll Knechten auf den Weg, um Hilfe zu leisten und um zu retten, was noch zu retten ist.

Zeit vergeht...
Ist einer edel, mutig und auch treu,
Trotzt Sturm und Ungewitter,
Den bringt zur Starkburg ohne Scheu!
Und schlagt ihn dort zum Ritter.