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In den Wäldern Tharants... (Schwingenstein)

Begonnen von Gmorks Bedauern, 15.04.2013, 21:08:19

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Gmorks Bedauern

"Was sind denn das schon wieder für Eulen?" rief Regald zu Grigush hinüber. Dabei zeigte der Blaurock des Stadtvogtes von Pavlodar mit dem Finger auf zwei Gestalten am Wegesrand, beide mit merkwürdigen runden Holzgestellen auf der Nase, die mit ihren Federn auf Pergament herumkritzelten und sich dabei angeregt unterhielten. Grigush schüttelte unter seinem, mit dem Abbild Merets verzierten Nasalhelm schweigsam den Kopf. Der Händler mit dem derben Gesicht auf dem Karren hinter ihnen lachte jedoch auf.
"Was denn, kennt ihr denn des Bojaren neuestes Federvieh noch nicht?"
Regald fand den Witz nicht lustig, schniefte und spuckte aus. "Davon muss es hier irgendwo ein Nest geben. Genau so welche habe ich bereits kurz nach verlassen der Stadt gesehen, und vorhin meinte ich auch einige Gestalten mit Pergament und Federkielen in den Wäldern gesehen zu haben. Dachte schon, dass wäre dichtendes Elbenvolk. Ich schaue mir das mal an. Grigush, du bleibst hier!"
Grigush zuckte mit den Schultern und stützte sich auf seinen Speer, während Regald den Wagen des Händlers, den sie begleiteten, anhalten hieß. Der Tuchhändler rief ihm vom Karren aus noch hinterher, ob das wirklich sein müsse. Regald ignorierte den feisten Mann, wie er es eigentlich schon seit Pavlodar tat, marschierte zu den beiden Eulengestalten hinüber und rief sie an.
"Heda, ihr Beiden, im Namen von Yuri Jacob von Schwabstein, Stadvogt von Pavlodar, was treibt ihr hier?"
Die beiden "Eulen" blickten auf. Einer von beiden antwortete trocken: "Wir zeichnen!"
Die direkte und unerwartete Antwort brachte Regald etwas aus der Fassung.
"Äh, ihr zeichnet? Und was zeichnet ihr?"
"Die Gemarkung..., bzw. die Grenze...im Auftrag des Barons."
Regald kam nicht mit. Die Informationen passten nicht zueinander.
"Grenze? Hier gibt es keine Grenze! Die Grenze zum Bezirk Pavlodar liegt einen halben Tagesritt hinter uns."
Die beiden dürren Männer starrten ihn aufmerksam an, während er sprach. Dabei konnte er sich die Gestelle, die sie auf der Nase trugen genauer ansehen. In runden Holzfassungen waren kleine, runde Glasstücke eingesetzt und die Augen der beiden Männer dahinter wirkten unnatürlich groß. Gleich darauf dämmerte es ihm: Dies waren diese komischen Sehhilfen, die die Gelehrten in den Städten immer trugen. Ihre Augen sind kaputt, weil sie so viele Bücher und Pergamente gelesen haben. Auch in Pavlodar hatte er diese Dinger schon mal gesehen gehabt.
"Und was heißt hier "Im Auftrag des Barons"? Der Baron sitzt mindestens zwei Tagesritte nördlich von hier. Dies ist das Land des Bojaren von Tharant."
Der größere von den beiden, der eben schon geantwortet hatte, zuckte mit den Schultern.
"Wie ihr es sagt, Herr!"
Regalds Augen wurden groß.
"Herr? HERR? Ich bin kein Herr, du Kerl. Ich bin gemein, genau wie du!"
In dem Gesicht des Eulengelehrten zuckte kein Muskel.
"Wie du es sagst!"
Regald wollte aus der Haut fahren, nahm sich aber nochmal zusammen.
"Also gut," sagte er mit mühsam unterdrückten Zorn, "ihr zeichnet also im Auftrag des Barons die Gemarkung und ihre Grenzen ein. Und wozu das Ganze? Es gibt doch bereits gute Karten von Schwingenstein, wo auch Tharant drauf ist. Habe erst heute morgen auf eine draufguckt."
Ja, auf die Karte, die im Wachraum der Blauröcke in Pavlodar hing, waren alle stolz: Eineinhalb Meter hoch, fast einen Meter breit, die ganze Haut einer kleinen Kuh. Und darauf war ganz Schwingenstein gezeichnet, mit allen Wegen, allen Provinzen, farblich abgehoben...und allen Gasthäuser auf der Strecke. Ein Prachtexemplar war diese Karte, die ein Geschenk des Freiherrn von Pavlodar vor ewigen Zeiten gewesen war. Der Eulengelehrte zeigte sich von seiner Bemerkung unbeeindruckt. Doch der andere, der kleinere, antwortete: "Diese Karten sind veraltet. Wir sollen neue Karten machen. Mehr wissen wir nicht. Gibt aber gutes Geld."
Regalds Geduldsfaden drohte zu bersten.
"Gut, gut...Danke, jetzt weiß ich Bescheid."
In Wahrheit hatte er keine Ahnung, aber er konnte diesen beiden Figuren nicht mehr zuhören ohne in ernsthafte Versuchung zu kommen ihnen den Hals umzudrehen.
"Meret mit euch...und frohes Zeichnen noch."
Als er zu Grigush zurückkehrte schaute ihn dieser missmutig an, während er mit der ihm eigenen Gemütsruhe den keifenden Händler ignorierte, der wissen wollte, warum man den schon so lange stehen würde, und wann es denn endlich weiterginge. Regald atmete tief durch, bevor er das Gehörte an Grigush versuchte weiterzugeben.
"Neue Karten! Sowas! Und dass in Kriegszeiten? Aber keine Ahnung haben, wie die Grenzen verlaufen. Ich glaube, wenn die damit zum Baron kommen, macht der sie einen Kopf kürzer."
Grigush zuckte die Schultern. Regald seufzte. Worüber regte er sich eigentlich auf? Es waren ja nicht seine Gold- und Silbereichen, welche der Maskenbaron an solche Narren verschwendete.
"Also, es geht weiter."
Als die beiden Blauröcke mit dem hinter ihnen her rumpelnden Händlerkarren, mit einem fluchenden Händler darauf, den Weg hinunter verschwanden, schauten sich die beiden Kartographen stirnrunzelnd an und schüttelten den Kopf. Dann zogen sie quer durch die Zeichnung des südlichen Freiherrentums Pavlodar einen geraden Strich, mitten durch das Lehen hindurch...

>:D

Gruß,
Björn
Bespielte Charaktere:
+ Romarik Aurora von Tauenrank - Baron von Schwingenstein
+ Giskard von Gramswald - Ritter Galladoorns
+ Konstantin Zweischneid - Landsknecht der Eysernen Fauszt
+ Mikahel Yowanuk - Husar der Siebel Säbel
+ Iwan Kirvanoff - Werwolf (tot)
+ Gorgo Vendelius, Gefallener Paladin