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Die Brücke zwischen Heven (Eichenhain) und Sommburg (Schwingenstein)

Begonnen von Ulath, 12.03.2015, 15:15:06

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Ulath

Nach der Rückreise von dem Dalag`Norschen Sternenball trennten sich auf Höhe der königlichen Starkburg die Wege der kleinen Reisegruppe, welche vor- und schneller als der große Tross der galladoornschen Delegation gereist war: Die tieftraurige von Trachtenberg-Niedereggen  reiste mit dem allerländischen Knappen Johannes weiter zu ihrem Anwesen in Rabenmund und die Knappin des Hundes verblieb an der Magierakademie.
Ulath Hermann von Treuenturm suchte den Kronvogt, Herr von Nordend auf, um mit den von diesem bereitgestellten Soldaten sein Versprechen einzulösen, die Überwachung der Brücke über den Reyn, welche die Stadt Heven mit der schwingensteinischen Gemarkung Sommburg verband, zu übernehmen.
Seine Reisegruppe schwoll alsbald also wieder an: Zehn Soldaten in nordendschen Farben, alles ehemalige Veteranen seiner Turmgardebanner und recht hartgesotten in ihrer Art, und deren Leutnant: Tanatel Raldar, reisten mit ihm.
In Heven angekommen, bezogen sie ein von von Nordend bereitgestelltes Anwesen und ... taten mehrere Tage lang nichts: Ulath schien brütend in seiner Kammer mit einem Krug Bier auf irgendwas (oder jemanden?) zu warten, nur ab und zu ließ er sich bei den Veteranen für ein wenig Zeitvertreib blicken. Er schien noch in seine ,,neue" Rolle, die des Ritters mit Abstand zum gemeinen Soldaten, hineinfinden zu müssen, was sich manchmal in geteiltem Wein und andererseits in plötzlich verlangtem Respekt zeigte – die Soldaten wurden sich nicht einig, ob er nun einen Stock im Arsch hätte, oder nicht.

Am Abend des dritten Tages wurde eine kleine schlanke Gestalt in einfacher Kleidung nach Aufzeigen eines bestimmten und vorher angekündigten Amulettes direkt zu ihm vorgelassen und sprach über eine Stunde mit ihm in seiner Kammer. Danach drangen andere, ,,gemütlichere" Geräusche durch die geschlossene Tür.
Später, nachdem die Frau wieder gegangen war ließ der Herr von Treuenturm, nun und plötzlich wieder ganz aktiv, den Leutnant Tanatel zu sich rufen: ,,Wohlgelerter Herr, ich weiß nun mehr über die Umstände dieser Brücke. Morgen brechen wir eine Stunde vor Morgengrauen auf um beizeiten der Wachablösung des Banners Zollwehr unsere Aufwartung zu machen. Stellt Euch und Eure Männer darauf ein, das es zu einem Handgemenge kommt."
Am darauffolgenden Morgen wachte so manch ein müder Bürger der Stadt Heven vom lauten Geklirr und Geschepper der durch die Stadt marschierenden Nordendsoldaten auf. Erste Frühaufsteher gingen lieber schnell aus dem Weg, als sich harte Recken steten Schrittes der Brücke näherten und über diese bis zu der sommburgischen Seite marschierten.
Am anderen Ende der Brücke machten sich zu jener Zeit fünf Soldaten der Zollwehr auf, um nach langweilig ruhiger Nacht von fünf neuen für den Tag abgelöst zu werden.

,,Wer hat hier das Sagen?", donnerte der Ritter die Verdutzten an. Ein wenig durcheinander, da nicht ganz klar war, wer nun genau das Sagen hatte: noch der Sergeant der Nacht-, oder bereits der der Tagschicht, schrie Ulath eben beide an: ,,Ich fordere die Anwesenheit des Vorgesetzten in sofortiger Kürze ein! Solange verlässt kein Soldat seinen Posten!"
Der Tag graute und blieb trüb, ebenso die Stimmung des Herrn von Treuenturm: Nicht zu verwundern, schien er doch nicht allzu begeistert zu sein, für eine unbestimmte (doch hoffentlich kurze!) Zeit einen Wachdienst auf einer Brücke antreten zu müssen, vor allem, da seine Knappin Gwendolin noch nicht einmal bei ihm war und zudem waren die Nachrichten der vorigen Nacht alles andere als erquickend gewesen...
Der Hauptmann erschien im schnellen und doch noch schläfrigen Schritt, aber versuchte nichtsdestotrotz würdevoll und stolz zu wirken: ,,Wer wagt es...", doch weiter kam er nicht.
,,Bist Du Oberster des hier stationierten Banners Zollwehr Ihrer Königlichen Majestät Viviane von Eichenhain und hörst auf den eigentlich ehrenwerten Namen Siegwart von Schellenbeißer?", bellte ihn Ulath an.
,,Ja, aber was soll ... ,,, doch erneut wurde er jäh unterbrochen: ,,Du hast die Ehre, kurze Bekanntschaft zu machen mit dem Fahrenden Ritter Ulath Hermann von Treuenturm", wütete Ulath weiter und fügte, nach dem der andere ihn nur verständnislos anglotze, den genervten Einschub: ,,Das bin ich!" hinzu.  ,,Im Namen des Kronvogtest der Kronmark Eichenhain, namentlich bekannt als Seine Wohlgeboren von Nordend, übernehme ich ab sofort die Führung über die Bewachung dieser Brücke! In seinem Namen klage ich Dich folgender Dinge an: Unzucht, Ehebrecherei, Nachgehen von heidnischen Tätigkeiten und  Bestechung! Bekennst Du Dich, Hauptmann Siegwart, eine dieser Taten für schuldig?"
Der Mann war nun vollends verdattert: ,,Heidnische...", fing er an zu widersprechen, doch schon wieder wurde er unterbrochen:
,,Ihr seid freigesprochen für Unzucht, Ehebrecherei und der heidnischen Tätigkeiten, immerhin ist der Drache ja als sehr verständnisvoll bekannt. Was er aber bestimmt ebenso wenig mag wie die Krone ist nicht nur das Annehmen von Bestechungsgeldern, sondern,"  und bei diesen Worten wurde Ulaths Stimme noch lauter, ,,sogar das EINFORDERN von Bestechungsgeldern! Ihr habt Euch am Elend der Flüchtlinge aus Sommburg gelabt und bereichert! Ihr seid: SCHULDIG!", schrie er den Hauptmann nun an.
Weiterhin von der Situation überfordert wusste der Mann nicht, wie ihm geschah und stammelte nur mit unsteten Blick vor sich hin.
,,Männer", so Ulath zu den Veteranen des von Nordends, ,,knüpft ihn auf. Hier und jetzt. Sollen all die Armen Leutz dort drüben", und Ulath zeigte auf das Lager aus Zelten, welches an der Westseite der Brücke im Laufe der letzten Monate entstanden war, "sehen, das hier auf der Brücke nun ein neuer Wind herrscht."

Die aufkommende brenzlige Situation, als Siegwart versuchte, sein Zollwehrbanner aufzuwiegeln, sich gegen diesen Befehl zu stellen missglückte wegen der Mordlust in den Augen der Veteranen des Nordendbanners: Keiner der Zollwehrsoldaten hatten mit Blut und Totschlag am frühen Morgen gerechnet, während sich Tanatels Mannen eine Nacht hatten darauf hatten einstellen können.
Siegwart wurde gepackt und gebunden. Die Situation bekam kurz etwas Groteskes, da es keine Erhöhung auf der Brücke gab, an welcher man ihn hätte aufknüpfen können. Doch auch dafür gab es eine Lösung: ,,Bindet ihn an eine der Zinnen und werft ihn von der Brücke." schauzte Ulath.

So begann Ulahts Wacht auf der Brücke zwischen Heven und Sommburg.
Am Abend fragte Tanatel Raldar Ulath, wie er denn zu diesem Urteil gekommen sei. Ulath riss gerade Fleisch von einem Knochen und antwortete mit vollem Mund: ,,Könnt Ihr Euch noch an die Gestalt am gestrigen Abend erinnern? Die Frau war die letzten Tage auf der anderen Seite der Brücke hat mir Folgendes herausbekommen: Seit über einem halben Jahr wurde der Brückenzoll immer wieder erhöht -ohne Anweisung der Krone. Wer hat wohl davon etwas gehabt? Der Hauptmann des Brückenbanners." Ulath schluckte schwer halbzerkautes Fleisch herunter und fing an mit dem Knochen zu wedeln, während er weitersprach. ,,Stellt Euch das mal vor: Auf sommburgscher Seite warten mehr als hundert arme Gemeine ... Familien (!) darauf, auf die sichere Kronmark zu wechseln und bekommen keinen Einlass, weil sie nicht genug an Wertsachen am Leibe tragen! Ich will überhaupt nicht wissen, wieviel Elend dieser gierige Mann über die guten Menschen Galladoorns durch seine Gewinnsucht gebracht hat..." Kurz überlegte er, sprach dann aber weiter: ,,Schlau hat er`s ja schon angestellt: Die paar, sie sich seinen Zoll haben leisten können, waren niemals so viele, dass es zu Ärger in der Kronmark gekommen wäre." Er kratzte sich mit fleischfettiger Hand am Kinn. ,,Da hatte der alte von Nordend also das richtige Gespür...."


In den nächsten Wochen erhält der Kronvogt folgenden Brief mit ungelenker Handschrift von einem Boten:

An den Kronvogt von Nordend
Der Ulath hier. Nichts Außergewöhnliches vorgefallen. Benötige umgehend Gold für den Bau eines Wehrturms mit Tor auf der Brücke.
Bau hat bereits begonnen und die Arbeiter werden ungemütlich.
Hoffe, seiner kleinen prinzlichen Hoheit Leomar geht´s gut?
Ulath Hermann von Treuenturm, Ritter Galladoorns
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Ulath Hermann von Treuenturm - Ritter Galladoorns und Markverweser der Gemarkung Starkburg in der Kronmark Eichenhain
Nepomuk Apfelthaler - Galladoornscher Landsknecht und Rumormeyster der Eysern`Fauszt

Teresia de Mornay

#1
In Nächten mit starkem Nordwind scheint ab und an eine fremde, akzentreiche Stimme im Wind zu wispern:
......"Jeder Mensch hat sein Schicksal, und jeder Mensch hat das Recht sein Schicksal zu erfüllen. Das Schicksal ist von Deinen Entscheidungen abhängig. Der Weg des Schicksals ist nicht leicht, weil er viele Herausforderungen und Lektionen bereithält. Der andere Weg sieht leichter aus; doch er führt zu Krankheit und Unzufriedenheit. Doch bleib Dir treu fremder Ritter...." grüngraue Augen verblassen in der Dunkelheit......



(in Abstimmung mit Ulath eingefügt...Hintergrundwissen ;-) )
Jessica

alternative Charaktere:
Schwarzer Avatar auf dem Drachenfest (NSC, SL)
Völva Lovis Börkursdottir Geiranger, Vinland

Ulath

Langeweile kehrte ein.
Die ersten Wochen waren voller Trubel gewesen: Handwerker und Steinmetze einstellen und beim Bau des Torturms einweisen, die Bewachung der Brücke restrukturieren und sich zurecht finden in der größeren Stadt Heven nach all der ganzen Zeit auf Feld und morastigem Boden.
Doch nun begann die Langweile.
Tanatel Raldar machte eine hervorragende Arbeit und übernahm große Teile, doch immer wieder kam irgendwer zu Ulath und ließ ihn Kleinkram entscheiden, über den er sich, wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, im Vorfeld keine großen Gedanken gemacht hatte.
Nun war ein weiterer schöner Morgen auf der Brücke gekommen: Der Lärm der Baustelle wehte zu ihm herüber an die Stelle, an der er Tag für Tag seinen Platz einnahm um sich mit dem Unbill des Tages zu beschäftigen: Ganz an das Ende der Brücke hatte Ulath einen schweren Tisch mit drei Stühlen hinkarren lassen, an dem er auch diesen Morgen Platz nahm und anfing, Haferschleim zu löffeln. Er ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen, die endlich mal bereits zu Beginn des Tages warm war, wohl wissend, dass dieser Moment nur kurz währen würde, bis der erste Bittsteller des Tages zu ihm käme. Er lehnte sich zurück, dachte an die vergangene Zeit, dachte an seine Knappin, welche sich für alsbald angekündigt hatte, weil sich ihre Zeit in der Akademie dem Ende näherte. Dachte an Die Andere Frau, lächelte versonnen ...  und wurde jäh unterbrochen:
,,Guten Morgen Euer Wohlgeboren", sprach ein junger Schreinerlehrling, seinen Zunfthut unruhig in den Händen knetend. Irgendetwas beim Umbau der Brücke musste bestimmt wieder entschieden werden: Was von Ulath als einfach Möglichkeit, ein Tor zu machen zu können geplant war, hatte sich unter dem Baumeister Quellkorn ein wenig verselbstständigt: Nun würde bald der Weg über die Brücke nach Heven mit einem Turm beginnen, durch welchen man hindurchmusste, wenn man sie überqueren wollte: Das Tor würde groß genug für Kutschen und Karren sein, die Wachsoldaten hatten bei schlechtem Wetter ein Regenschutz, im ersten Stock eine kleine Wachstube und dann als zweiten noch einen zinnenbewehrten Aussichtspunkt. Genau wie auf dem Wappen von Zwingern, dachte Ulath versonnen und drehte sich dem Jungen vollends zu. Dieser stammelte unruhig, dass der Herr von Treuenturm doch vielleicht einmal kurz die Zeit fände um zur Brücke zu kommen... Ulath betrachtete ihn grummelig, weil ihm die Hochachtung, die ihm vom einfachen Volk entgegengebrachte wurde, immer noch unangenehm war und machte deswegen offensichtlich ein böses Gesicht: ,,Wwwenn es dem hohen Herrn nnicht ppppasst, weiß iiich auch nnicht", jammerte der arme, nun vollends verängstigte Junge. Ulath seufzte unglücklich, was der kleine wiederum falsch interpretierte und gar nicht mehr wusste, wohin mit seinen zu schnell wachsenden Gelenken; er blickte verzagt zu Boden.
,,Hast Du heute schon was gegessen?"
Verdattert schaute der Junge wieder auf: ,,äh, nein, Herr...?" Am Ende hob sich seine Stimme, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, worauf diese Frage abzielen sollte.
,,Sieh mal, ich geh jetzt zu Deinem Meister", missverstand Ulath den Auftrag des Jungen, ,,und währenddessen wird mein Haferschleim zu Stein werden. Es sei denn..." Groß blickte der Junge Ulath an und dieser dachte: Wie wenig nötig ist, um die Einfachen zufrieden und glücklich zu machen... Er stand auf, gab Napf und Löffel ab, seufzte noch einmal gen Sonne und ging los, sein Tagewerk vollrichten.
Es war so öde hier! Gut, am Anfang war viel zu tun gewesen, aber nun? Der wohlgelehrte Tanatel nahm ihm so Arbeit viel ab (wahrscheinlich auch aus Langeweile), dass er sich alsbald vorkam wie eine Galionsfigur, welche nur dazu da war, den Flüchtlingen Vertrauen zu schenken. Aber diese nahmen ihn ja kaum wahr: Schnell schlurften sie über die Brücke, nickten ihm vielleicht einmal kurz zu, aber das war es auch schon. Haben sie mehr Angst vor mir, als dass sie sich beschützt fühlen? Vielleicht hat mein harsches Urteil zu Beginn meiner Wacht sie nun verängstigt? Ulath vermisste Die Andere Frau und ihre Gabe, Informationen zu erfassen. Das konnte er nicht mehr, seit er die Ritterkette trug. Es hätte ihm gut gefallen, mehr zu erfahren über die allgemeine Stimmung auf und um die Brücke herum.
Sinnierend ging er den kurzen Weg bis zur Baustelle. Lautes Geschimpfe empfing ihn und er seufzte erneut. Das nervte hier alles so. Er kam sich so ... nutzlos vor. Ist das das Beste, was Du für das Königreich leisten kannst? Dann ist Dein Platz genau richtig. Aber wenn Du in Dir fühlst, dass Du mehr kannst, an anderer Stelle, dann musst Du auch nach mehr streben, kamen die an ganz anderer Stelle gesagten Worte von Caspar Aurelius von Lobesang an sein Ohr. immer wieder dachte er über sie nach und hinterfragte so sich selbst. Das er faul hier werden würde, war ihm klar. Schon jetzt schritt er nicht mehr so schnell, sondern ging gemütlicher; er verlor seinen Biss, das spürte er. Zahnloser Hund, spottete er sich Geiste.
Als er näher kam, konnte er erste Wortfetzen heraushören: ,,Nachbar, ich bin ein Mann der Krone und will zu Ulath Hermann von Treuenturm. ich will nicht über die Brücke, ich will nur bis zu ihm."
,,Brückenzoll ist Brückenzoll bleibt Brückenzoll. Ihr müsst bezahlen", rezitierte Wachsoldat die Worte, die Ulath ihnen nach seiner Übernahme der Wache eingeschärft hatte – wohl zu scharf.
Er konnte bereits erkennen, wer mit dem Wachmann sprach und wusste aus dessen Tonfall heraus, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er wütend werde würde...auf Kosten der Zähne des Wachmanns. Ulath begann zu grinsen: Hinfort war seine Langeweile wenigstens für kurze Zeit.
,,Leomar, schön Dich zu sehen!", grinste Ulath. ,,Samuel, lass ihn durch verdammt, er ist Reichsritter!" Und dann verzog sich Ulaths Gesicht zu einem freudigen Lachen, als er hinter dem alten Kämpen seiner Knappin gewahr wurde. ,,Gwendolin!" begrüßte er sie, wie er es sich bei Hubert angewöhnt hatte, knapp, und sie entgegnete, ebenso kurz: ,,Herr von Treuenturm" mit dem ihr eigenen zurückhaltenden Lächeln der echten Freude hinter dem Vorhang des guten Benimms, an das er sich weiterhin kaum gewöhnen konnte.
Kurze Zeit später waren endlich mal alle Stühle von Ulaths Tisch auf der Brücke mit Menschen besetzt, mit der er sich auch unterhalten wollte. Er ließ Bier und Brot kommen und sich berichten vom Kronrat, sog Neuigkeiten auf wie ein Schwann, kam sich fast zu neugierig vor, konnte dieses Gefühl aber nicht verheimlichen. Manches freute ihn: ,,Seiner prinzlichen Hoheit geht es weiterhin gut?", über anderes wurde er traurig und erstaunt: ,,Frau von Tiefensee verstorben? Und der Herr von Thalgaard der neue Vogt?", manches ließ ihn sich aber auch entrüsten: ,,Diese Schwingensteinheirat steht unter keinem guten Stern!"
Nach einer guten Stunde kam Leomar auf den Punkt seines Besuchs: ,,Ulath, Seine Königliche Majestät Silvanus Magnus hat mir befohlen, mich um Tron zu kümmern: Die können ihre Steuern nicht zahlen und es gibt Unruhe. Ich soll vor Ort für Ordnung sorgen. Dafür will ich mir alle Tronner nehmen, denen ich vertraue: Auch Deine Knappin würde ich gerne bei mir wissen." Und nach einer Pause fügte Leomar hinzu: ,,Auch Dich könnte ich gut gebrauchen..."
Ulath dachte darüber nach. Gwen ... ,,Gwendolin" heißt sie auch für Dich, verdammt!, schalt er sich selber im Geiste ... hatte viel um die Ohren in letzter Zeit. Vieles , was ihr schwergefallen war und was ihr nahe ging. Ein wenig Ruhe hier an der Brücke würde ihr bestimmt gut tun. Aber wird sie das wollen? Wie soll ich mich entscheiden: über ihren Willen mich hinwegsetzen und sie zwingen, bei mir zu bleiben? Na, schauen wir doch einfach mal, wo der Freie Wille hinführt: ,,Gwendolin, in dieser Sache möchte ich Dich selbst entscheiden lassen: Willst Du mit dem Herrn Leomar in Tron nach dem Rechten sehen?"
Ihre Antwort war vorhersehbar: ,,Mein Platz ist an Eurer Seite, Herr." Entnervt schaute er zu ihr hin: ,,Was Du willst habe ich gefragt!"
Wie immer blickte sie ihn kühl und warm gleichzeitig an, wenn er sie anging, er konnte es einfach nicht anders beschreiben. Sie antwortete: ,,Ich würde gern in Tron helfen."
Ulath nickte, blickte über die Brücke, über die Baustelle, durchblickte im Geiste seine Aufgaben, dachte an den möglichen Ärger den er erzeugte und entschied sich dann trotzdem. Glück erfasste ihn, als er daran dachte, wieder etwas zu erleben, etwas zu machen, was ihm sinnvoller erschien, als hier sich die Kettenringe sitzend in den Arsch zu pressen:
,,Leomar, meine Knappin reist mit Dir. Und ich auch."

Später setzte er folgenden Brief auf:
An den Kronvogt von Nordend
Der Ulath hier. Alles soweit auf den Weg gebracht. Überlasse dem Tanatel für gewisse Zeit den Befehl hier an der Brücke:
Gehe mit dem Leomar nach Tron zum Recht durchsetzen. Kann ja wohl nicht angehen, dass die Faulenzer ihre Steuern nicht zahlen!
Ulath Hermann von Treuenturm, Ritter Galladoorns


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Ulath Hermann von Treuenturm - Ritter Galladoorns und Markverweser der Gemarkung Starkburg in der Kronmark Eichenhain
Nepomuk Apfelthaler - Galladoornscher Landsknecht und Rumormeyster der Eysern`Fauszt

Konstantin Wilhelm von Nordend

Aufbruch

Die Nebelschwaden stehen dicht über den Ufern des Rheyn als Ulath verschlafen aus dem Wachhaus an der Wehrbrücke tritt. Diese hatte sich über den Sommer hin zu einer beachtlichen Feste verwandelt, thronte über dem Fluss nun ein beachtliches Tor mit steinernen Türmen an jeder Seite und einem brusthohen Wehrgang dazwischen.

Er reibt sich die Augen, weniger ob seiner Müdigkeit, als der Tatenlosigkeit, die sich seit dem Schwingensteiner Landfrieden auf seiner Brücke ausgebreitet hat.

Einen Streit zwischen Fuhrleuten hatte er schlichten müssen in der letzten Woche. Doch alleine sein Auftreten als galladoornischer Ritter hatte die beiden Männer unverzüglich zum Einlenken gebracht.

Er nickt den wachhabenden Gardisten des Zollwehrbanners zu, tritt an die Brüstung der Brücke und starrt in den Nebel auf die andere Seite – Schwingenstein. Bald würde der Winter Einzug halten und jegliche, militärische Planung, soweit es diese dort drüben überhaupt noch gab, wäre bis ins Frühjahr unmöglich gemacht.

Er spuckt in die Fluten unter sich und sieht einen Ast nach, den die Wellen langsam stromabwärts treiben – in ferne Landen – zu Abenteuern und Ruhm...

Er reibt seine Hände aneinander und atmet hinein, als die Kälte langsam seine Glieder ergreift.

,,Ich suche den Herrn Ritter Ulath Hermann von Treuenturm!"

Die klare Stimme wird weit über den Fluss getragen, bis der Nebel sie verschlingt. Aus Richtung der Stadt Heven, an deren Fuß die Brücke nach Schwingenstein liegt, erklingen drei Glockenschläge, die die Gläubigen zur Frühmesse rufen.

Ulath dreht sich in Richtung des Rufers und erkennt einen königlichen Boten, der zu ihm herüberblickt. Er löst sich von der Brüstung und schreitet auf den Mann zu:

,,Das wäre dann wohl ich!"

Der Bote versteift sich merklich, als er sich direkt dem Gesuchten gegenübersieht und spricht:

,,Ich bringe Euch Nachricht von seiner Wohlgeboren Konstantin Wilhelm von Nordend, Vogt der Kronmark Eichenhain. Seine Wohlgeboren ist am gestrigen Abend in der Stadt Heven eingetroffen und hat in der Feste Quartier bezogen. Er wünscht Euch unverzüglich dort zu begrüßen."

Mit einem Nicken nimmt Ulath die Worte entgegen und entlässt den Boten mit einem Wink. Was wollte der Alte unangekündigt hier?

In Gedanken versunken geht Ulath zum Turm, in dem sein Lager für die Nächte aufgeschlagen ist, die er an der Brücke verbringt. Er blickt kurz über seine dort befindlichen Habseligkeiten und greift nach seinem Umhang, um gegen die Kälte gewappnet zu sein. Nun auf denn – er weckte seine Knappin und machte sich auf den Weg.

Ulath verlässt die Brücke gen Heven und passiert die Barracken, in denen die restlichen Männer des Zollwehrbanners und die Soldaten des Kronvogtes untergebracht sind. Ein kurzer Blick genügt, um sich zu versichern, dass die nordendschen Männer unter dem Leutnant Thanatel Raldar nicht mehr da sind. Sie haben wohl auch schon Kunde von der Ankunft ihres Herren erhalten.

Ohne einen Blick zurück in Richtung der Brücke beginnt Ulath den Aufstieg in die Stadt Heven. Die Türme der Festung, die hoch über den Ufern des Rheyns thront, brechen unter seinen Blicken aus dem Morgennebel hervor.

***

Leutnant Denkyr Odwarnd hatte nur kurze Zeit gehabt, ein karges Morgenmahl einzunehmen und verspürt entsprechenden, unterschwelligen Hunger, als er in das Zimmer tritt, in dem der Kronvogt seine Audienzen abhält. Sie waren gestern spät, aus Königsstolz kommend, hier eingetroffen und hatten Quartier bezogen. Auf dem Hof waren ihm gleich seine Kameraden aufgefallen, die seit dem Frühjahr hier in Heven stationiert waren. Alles Veteranen der Turmgarde aus Zwingern, so wie er einer war. Doch heute standen sie alle im Sold des Herrn von Nordend, einst der Heerführer des Fürstentums Zwingern und heute Vogt der Kronmark.

Sein umschweifender Blick, der ihm seit vielen Jahren eigen war, wann immer einen Raum betrat, lässt ihn sogleich die Anwesenden erfassen. Der Kronvogt sitzt hinter einem mächtigen Eichentisch, auf dem eine Vielzahl von Dokumenten und Karten verstreut liegen. Nur kurz trifft ihn der Blick des Einäugigen, der sich kurz von seinem Studium abwendet.

,,Melde mich wie befohlen zur Stelle!"

Die militärischen Bewegungen und Abläufe waren seit Jahren in Fleisch und Blut gegangen und er würde sich wohl nie mehr anders verhalten können.

Er entspannt sich, als er vom Kronvogt keine Reaktion erkennt und lächelt der anderen Person im Raum zu - Leutnant Thanatel Raldar. Sie hatten zusammen ihre militärische und magische Ausbildung beim Herrn von Nordend erfahren und dies hatte sie – alle drei – zusammengeschweißt. Es tat gut, Thanatel nach der langen Zeit wieder zu sehen, in der dieser die nordendschen Soldaten in Heven befehligt hatte.

Denkyr durchquert den Raum mit langen Schritten und stellt sich an Thanatels Seite. Das Feuer, das im Kamin des Zimmers brennt, wärmt ihn und vertreibt den klammen Morgen aus seinen Knochen.

Ein kurzer Blick zwischen den Beiden und ein gegenseitiges Schulterzucken verraten ihnen, dass der Grund ihres Aufenthaltes noch nicht klar ist.

Nur Augenblicke verstreichen und es klopft an der Tür. Ein Bediensteter steckt kurz den Kopf durch den Türspalt, bevor er den Raum betritt. Ohne auf eine Regung des Vogtes zu warten, erhebt er die Stimme:

,,Euer Wohlgeboren, es treten vor Euch der Herr Ulath Hermann von Treuenturm, Ritter Galladoorns in Begleitung seiner Knappin sowie der Herr Meinhard vom Eulengrund."

Kaum sind diese Worte ausgesprochen, betreten die Genannten auch schon den Raum. Der Ritter vorweg, in seinem prächtigen Wappenrock und mit der Ritterkette, als Zeichen seines Standes, an seinem Gürtel. An seiner Seite betritt seine Knappin den Raum und sucht sich unauffällig einen Platz in der Nähe des Feuers. Gefolgt werden sie von einem stämmigen Mann, der die Uniform eines Eichenhainer Gardisten trägt, versehen mit den Emblemen eines Hauptmannes. Beide Männer sind Denkyr und Thanatel bekannt – der eine als Ritter des Reiches und Wächter der Brücke – der andere als alter Kampfgefährte aus ihrer Zeit aus Zwingern.

Der Kronvogt legt seine Lektüre beiseite, ohne nicht zuvor einige Augenblicke vergehen zu lassen. Bedächtig mustert der Einäugige seine Gegenüber, die vor dem großen Tisch stehen geblieben sind.

,,Die Herren, es ist mir eine Freude!"

Die Herzlichkeit, die man hinter diesen Worten vermuten könnte, fehlt. Ein Soldat Zeit Lebens, Veteran vieler Kriege, ist der Kronvogt ein Mann knapper Worte. Die unter ihm dienen, haben ihm schon vor langer Zeit den Namen ,,der Eiserne" gegeben.

,,Herr Ulath, die Krone dankt Euch für den Dienst, den Ihr dem Land erwiesen habt, in dem Ihr die Unwägbarkeiten, die uns aus Schwingenstein drohten, im Auge behalten habt. Doch Eure Wacht endet heute."

Er nickt dem Mann neben Ulath zu, der sich merklich versteift.

,,Herr Meinhard vom Eulengrund ist der neue Hauptmann des Zollwehrbanners und wird ab dem heutigen Tage an die Garnison von Heven und der Brücke führen. Er ersetzt Hauptmann von Schellenbeißer, der Euch sicherlich noch ein Begriff ist."

Die letzten Worte haben einen Unterton, der jedem im Raum ein unwohles Schauern schenkt.

,,Herr von Treuenturm, die Krone will sich für Euren Dienst erkenntlich zeigen."

Ein Griff neben sich, in die dort stehende Truhe, fördert einen beachtlichen Lederbeutel auf den Tisch, dessen Inhalt erfreulich klingelt, als er zu liegen kommt.

Ein zaghaftes Lächeln umspielt Ulaths Lippen.

,,Dies Geld soll Euch dienen, um die Feste Prinzenforst in der Gemarkung Starkburg neu zu errichten und vorerst Euer Auskommen zu sichern. Prinzenforst war einst der Sitz der Königskinder, die keinen Anspruch auf die Krone hatten. Diese Feste soll nun im alten Glanz erstrahlen, der ihr vor der Dunklen Nacht inne wohnte. Die Krone wünscht, dass Ihr den Aufbau überwacht."

Einige, kurze Momente verstreichen. Ulaths Lächeln ist verblasst.

,,Das wäre alles. Herr von Treuenturm, gebt mir doch kurz noch die Ehre."

Der Kronvogt entlässt die anderen Anwesenden mit einem Wink.

***

Nun stehen Denkyr und Thanatel wieder auf dem Flur. Der Hauptmann vom Eulengrund hat sich bereits aufgemacht, um die Brücke in Besitz zu nehmen. Die Knappin des Ritters steht einen Schritt entfernt. Ihre Blicke treffen sich, doch keiner spricht ein Wort. Sie lauschen und warten bedächtig.

Nur der Vogt ist mit Ulath im Raum verblieben. Gedämpft dringen Stimmen durch die Tür, vornehmlich die energischen Worte des Vogtes.

Die Zeit vergeht und die Unterhaltung wird ruhiger.

Dann sind Schritte zu hören, die sich der Tür nähern. Die Tür öffnet sich und Ulath stürmt heraus. Der Beutel in seiner Hand, den er vom Kronvogt erhalten hat, scheint nicht mehr so prall gefüllt zu sein, wie er es zuvor war.

Mit schnellen Schritten und nur einem knappen Gruß entschwindet der Ritter aus ihrem Blick.

,,Denkyr. Thanatel. Tretet ein und schließt die Tür. Wir müssen über Heven sprechen. Und über die Dame von Maynwacht."

***

Drei Tage später steht Ulath am Fuße eines Berges, auf dessen Kamm sich die geschliffenen Fundamente einer Burg erkennen lassen. Die Pracht, die dieser Feste einst innerwohnten, lassen sich heute nur noch erahnen.

,,Nun denn, ans Werk..."
Konstantin Wilhelm von Nordend
Kronvogt zu Eichenhain
Freiherr von Nordend
Adeptus Maior Combativus

Namensstifter für Stadtviertel, Apotheken, Eisdielen und vieles andere mehr!