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Blutlöwe

Begonnen von Caidrach Karlesce von Trutzwald, 22.03.2015, 21:21:30

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Caidrach Karlesce von Trutzwald

Für Charaktere, die im Umfeld der aktuellen militärischen Entwicklungen Schwingensteins beteiligt waren, sind oder sein wollen. Allen Übrigen werden die beiden letzten Absätze früher oder später zur Kenntnis gelangen...


Schmerz. Alles was er in seinem Schildarm noch spürte, war brennender Schmerz. Schweiß tropfte ihm brennend in die Augen, nahm ihm die klare Sicht. Ein neuerlicher gewaltiger Schlag ließ seine Nerven explodieren und der Schild hing reglos an ihm herunter. In seinem oberen Rand steckte der monstöse Streitkolben und hatte sich mit einem seiner spitzen Dornen darin verhakt. Er strauchelte. Der Boden war glitschig an diesem sonnigen Abend. Das Blut der Erschlagenen hatte ihn tief rot getränkt. Sein linker Fuß suchte den ausgleichenden Halt, trat auf einen zerfetzten Unterarm und verlor den Kampf um das Gleichgewicht. Der Ritter stürzte, riß dabei seinen hünenhaften Gegner mit sich, der seine blockierte Waffe nicht los lassen wollte, und fiel schwer mit einem Scheppern der Länge nach auf den felsigen Boden. Doch auch sein Gegner hatte kein sonderliches Glück. Die ausgetretenen und durch panische Pferdehufe verteilten Gedärme einer Troßmagd ließen auch ihn schlingern und auf ein Knie gehen. Caidrach löste den am Schild hängenden Dolch und rammte ihn ohne zu zögern in Richtung Kopf seines Widersachers. Dieser traf jenen unterhalb des rechten Ohrs und trat schräg oberhalb des linken wieder daraus hervor. Törichter Söldner, hätte eben einen Helm tragen sollen, statt sich auf seine brachiale Gewalt zu verlassen. Wie ein nasser Sack kippte der Krieger auf die Seite, zuckte noch einige Male und lag dann still. Dabei entglitt Caidrach der Dolch aus seinen blutverschmierten Handschuhen. Die Hose des Getöteten färbte sich dunkel, wo die erschlaffenden Muskeln seine Körpersäfte nicht mehr zurück halten konnten.

Schnell war es gegangen. Schnell und unerwartet. Caidrach war kaum im Feldlager des Barons eingetroffen, hatte sich kurz mit diesem beraten und anschließend mit einer stattlichen Anzahl Krieger – darunter sämtliche Kämpfer aus Eichingen, seine fünf Blauröcke sowie die verbliebenen gedungenen Landsknechte – gen Südosten aufgemacht. Seinen Knappen Aramis hatte er zuvor mit einem Auftrag nach Allerland geschickt. Er hatte sich ein wenig Ruhe verdient und so hatte Caidrach den Kopf frei, um die geplante Aktion in Ruhe durchführen zu können, ohne emotionale Beeinträchtigung seines Knappen.

Caidrach zerrte grob am Riemen seines Schildes, der noch immer nutzlos mit der gegnerischen Waffe darin an seinem betäubten Arm hing und streifte ihn schließlich ab. Trübe nahm er die Schreie von Kämpfenden, Sterbenden und umher irrenden Tieren um sich herum war. Gesäumt vom Klirren der Waffen vereinten sie sich zu einem Crescendo des Todes. Als sich der Ritter gerade auf den Bauch drehen wollte, um sich zu erheben, packte ihn eine Hand und zerrte ihn wieder auf den Rücken. Durch die Sehschlitze seines Helmes konnte er erkennen, daß ein leicht verletzter Kriegsknecht in tannenbrandtschen Farben auf ihn zugekrochen war als auch schon mit einem ,,Klong" irgendeine Waffe seine Rüstung traf und eine tiefe Beule über seinem linken Rippenbogen hinterließ, die sofort das Atmen erschwerte. Bar jeder Waffe, nutzte er das Gewicht seiner Rüstung, ließ sich nach hinten kippen und zerrte den Angreifer, der nur leichtes Lederzeug trug, schräg über sich und wälzte sich mit ihm durch die Leiber der Toten ringsum. Derart nah heran gezogen, hatte der Soldat keine Möglichkeit, seine Waffe effizient gegen den Gepanzerten zum Einsatz zu bringen. Der Ritter wälzte sich über ihn, packte seinen Kopf und schlug ihn hart auf den steinigen Boden. Der Soldat ließ seine Waffe – einen Sax – fallen und packte Caidrachs ungedeckten Hals unterhalb des Helmrands um ihn mit beiden Händen zu würgen. Die Kraft des Soldaten überraschte den Ersten Ritter Schwingensteins. Nun galt es, schneller zu sein. Caidrach packte den Kopf erneut an den Schläfen und drückte mit aller Macht seine Daumen in die Augen seines Gegners. Die rasende Wut, der angestaute Zorn vieler Monate, die Machtlosigkeit gegen das Schicksal, all dies bahnte sich in den letzten Tagen während dieser entscheidenden Mission seinen Weg durch Caidrach von Trutzwald und ließ ihn wie einen Berserker unter seinen Feinden wüten. Mit der brachialen Gewalt, mit der er das Augenlicht seines Gegners ebenso wie dadurch dessen kräftigen Griff um seinen Hals zum Verlöschen brachte, war er mit seinen Soldaten in das Hinterland Gottfrieds von Tannenbrandt vorgestoßen und hatte jedweden Widerstand gebrochen, der sich gegen ihn formierte. Wärhend die Truppen des Barons einen Scheinangriff auf die Stadt Varma unternahmen, lautete Caidrachs Ziel Mühlenstieg weit im Südosten Saranescs! Aus zwei Gründen war es ihm wichtig gewesen, dem Baron diesen Einsatz abzuringen. Erstens: Die militärische Lage war noch zu uneindeutig, um Gottfried zum Abschluß der bisherigen Geheimverhandlungen zu bringen. Der Norden mußte in eine bessere Verhandlungsbasis gebracht werden. Mit der Einnahme Mühlenstiegs wäre die Teilung Saranescs abgeschlossen, die Kontrolle über die letzte verbliebene Brücke über die Malka nurmehr Formalität und der militärische Erfolg im Falle des Scheiterns der Verhandlungen wesentlich sicherer und schneller zu erzielen als derzeit. Zweitens: Aramis! Dieser brave und loyale Knappe hatte es nun mehr als verdient, daß der Ritter ihm etwas zurück gab von dem, was jener ihm zugute hatte kommen lassen in den letzten Jahren. Letztlich hatte er einen enormen Anteil daran, daß Caidrach nun wieder auf dem Weg zurück in diese Welt war. Nach den letzten Meldungen wurde Aramis Vater Wilhelm von Wintersang immer noch in Mühlenstieg eingekerkert fest gehalten. In einem der Anwesen Svenjas von Perchtograd. Diesen wollte ernun finden. Und was immer er finden würde, so wollte er vermeiden, daß der Schock für seinen Knappen zu groß werden könnte, wenn er seinem Vater nach über zwei Jahren des Verschwindens und der Verstümmelung zu schnell gegenüber treten würde.

Also hatten sie sich in Marsch gesetzt. Und einen Tag vor Mühlenstieg hatte sich eine unglaubliche Gelegenheit ergeben! Die Späher hatten tatsächlich das verstärkte II. Saranescer Gardebanner aufgespürt. Die Haustruppe des Herrn von Tannenbrandt, begleitet von komplettem Troß und Söldnertrupps verlegte ihre Stellung offenbar gerade von einem zu einem anderen Einsatzort. Tannenbrandts Truppen in offenem Feld anzutreffen war eine zu große Chance, um sie ungenutzt zu lassen. Außerdem bestand die Gefahr, daß diese Einheit eventuell in ihren Rücken gelangen könnte, wenn sie weiter gen Mühlenstieg vorstoßen würden und sie vom eigenen Nachschub abschneiden könnte. Mit dem Überraschungseffekt auf ihrer Seite hatte Caidrach also zum Sturmangriff auf die wesentlich größere Marschkolonne blaßen lassen.

Das war vor zwei Tagen gewesen. Das Chaos war absolut gewesen. Der Norden war wie eine Sturmflut über die Marschierenden herein gebrochen. Immer in forderster Linie fand man den Ersten Ritter Schwingensteins, egal ob gegen zahlenmäßig überlegene Gegnergruppen oder wahre Hünen unter jenen. Es schien fast so als wäre er dem Wahnsinn anheim gefallen und suche die Niederlage, die sein Leid, seine traurige Existenz von dieser Welt und seinen Schultern fort nehmen würde. Wo sein Können, seine Fertigkeiten nicht ausreichten, da wandte er rücksichtslos brachiale Gewalt an, kämpfte bis zur völligen Erschöpfung. Er war stets so voller Blut – unmöglich zu sagen ob es auch sein eigenes war – daß sogar seine Männer begannen, schaurige Geschichten über Caidrach von Trutzwald zu erzählen. Namen wie ,,Schlachtenwüter", ,,Blutlöwe" oder sogar ,,Todesritter" wurden ihm angeheftet. Manch einer schwor, er habe die Klinge des Ritters in den Kämpfen ein grimmiges Lied singen hören, wie es die alten Legenden der Hammerschlags erzählten. Einigen Vertrauten schien es manchmal, als würde der Ritter in seinem Tun die Bestätigung oder den Beweis für etwas suchen, an das er glaubte oder gerne glauben
wollte.

Die hohlen Augenhöhlen starrten ihn blöde anklagend an, während sich der zugehörige Körper in Panik und Schmerz unter ihm kreischend wand, die eigenen Hände an die Schäfen haltend als könnten sie die verlorenen Augen irgendwo kurz außerhalb des Kopfes doch wieder finden. Ein weiteres lautes ,,Klong" ließ den Ritter aufschauen. Ein Pfeil war von seinem Helm abgeprallt. Brandgeruch stieg ihm durch das geschlossene Visier in die Nase.

Nach dem ersten Aufeinandertreffen hatten sich die Truppen Tannenbrandts zunächst versucht, geordnet zurück zu ziehen. Wegen der zahlreichen unerfahreneren Troßknechte und Söldner artete der Versuch jedoch in eine wilde und kopflose Flucht aus. Caidrachs Männer und Frauen hatten die Saranescer wie Wild durch die Wälder bis spät in die Nacht gehetzt. Planlos ging es durch das Unterholz. Und schließlich waren die ersten der Fliehenden hier angekommen. Eine kleine Ansammlung aus Gebäuden, umgeben von einer niedrigen hölzernen Pallisade. Einige wenige Bauernkaten, Wirtsstube, Merettempel und das einfache aber größere Haus des hiesigen Edlen. Die Bewohner hatten den aus den Wäldern strömenden blutverkrusteten Kämpfern den Zutritt aus Angst verwehren wollen. Doch einen panischen Mob kontrollieren zu wollen ist gleich dem Versuch ein in die Enge getriebenes Tier kontrollieren zu wollen, ein Ding der Unmöglichkeit. Durch die Furcht vor den anrückendenden Baronstruppen angestachelt, den Kampf um das eigene Leben zuallererst vor Augen, waren es die Söldner gewesen, die kurzentschlossen ihre ohnehin schon gezückten Waffen in den Dorfvorsteher geschlagen und sich gewaltsam Zutritt zu dem Ort verschafft hatten um sich darin gegen ihre Verfolger zu verschanzen. Für die nachfolgendenden Saranescer blieb wenig Zeit zum Protest. Militärische Ordnung war mit den wenigen Veteranen in der großen Zahl Leute nicht aufrecht zu erhalten gewesen. So gab es lediglich zwei Möglichkeiten: Entweder zurück bleiben und unterlegen sterben oder weiter vorwärts im zweifelhaften Schutz der Gruppe, koste es was es wolle. Das Sterben der sich verzweifelt wehrenden Ortsbewohner innerhalb der Wälle war noch immer im Gange, als des Ritters Truppen aus den Wäldern hervor geprescht kamen und sogleich zum Sturm auf den Ort ansetzten. Hier nun sollte es sich entscheiden.

Vor ihm lag ein abgebrochener Speer. Er packte ihn, erhob sich und zog ihn aus dem Unterleib eines seiner Landsknechte. Der gesplitterte Schaft fand sein Ziel, den ungeschützten Hals eines mit dem Rücken zu ihm kämpfenden Kriegsknechtes und riß diesem den Hals brutal bis zur Schlagader auf. Dieser hielt in seinem Kampf inne, als der Ritter den halben Speer wieder zu sich zog, in einer fließenden Bewegung drehte und dem Glücklosen die landsknechtsblutgetränkte Spitze zwischen die Rippen stieß. Mit einer Hand packte er den zusammen sinkenden Knecht, zerrte ihn zu sich, nahm ihm mit der wieder erstarkenden Schildhand den Rabenschnabel aus der Kampfhand und schleuderte den Sterbenden letztlich von sich, wo er über der Leiche eines Heilers zu liegen kam. Durch die Tore, die die Einfallenden Saranescer nicht mehr vor den Verfolgern hatten schließen können. Hinein! Feuer und Chaos.

Die Schreie der Kinder waren die schrillsten über dem Feld.

Die Kinder. Tragischste Opfer eines jeden Konflikts, den sich die ,,weisen" Erwachsenen in ihrer verblendeten Erhabenheit und Engstirnigkeit als unbedingt auszufechten erdachten. Die Kleine hatte es wohl nicht gespürt. Der Holzbalken aus dem brennenden Türsturz hatte ihren kleinen Kopf derart zerquetscht, daß sie wohl kaum mitbekommen haben durfte, was sie da ins Jenseits befördert hatte. In der Hand hielt sie eine rußgeschwärzte Strohpuppe, die ihm entgegen lachte. Mit einem Zischen kündigte sich die Explosion eines der Valdorischen Feuertöpfe an, die seine Leute aus dem Feldlager des Barons mitgebracht hatten. Ein dröhnendes Krachen ertönte, als er nach dem Wurf auf das Strohdach eines Gebäudes schlug. Entsetzte und qequälte Laute waren daraus als unmittelbare Folge zu vernehmen. Viele davon im schrillen Ton der Jugend. Er hatte es gewußt. Närrischer Ulath! In seiner Einfältigkeit und Beharrlichkeit auf die Tugenden wollte er die Hässlichkeit der Konsequenzen nicht sehen, die deren Ausübung mit sich brachten. Was wußte er schon. Theoretiker. Fahrender Ritter ohne echte Verantwortung gegenüber Schutzbefohlener. Frischling. Caidrach hätte gern das Gesicht seines Ritterbruders bei diesem Anblick gesehen und ihn gefragt, ob er immer noch überzeugt sei, daß sie weitere hunderte Unschuldige Opfer in Kauf nehmen sollten, nur um militärisch hart und entschlossen zu erscheinen und Gottfried auf diese Weise in die Knie zu zwingen. Und dann würde Caidrach wahrscheinlich Ulath eine Axt in seine sture Fresse rammen, weil er es wohl weiterhin nicht verstehen wollen würde, warum manchmal das Wohl Vieler mehr wiegt als das Wohl oder das Recht gegenüber Wenigen oder Einzelnen!
Der erbeutete Rabenschnabel knirschte als er durch das Blech eines Helmes drang, sich seinen Weg durch Knochen und schließlich weicher rosaroter Gehirnmasse bahnte. Der getroffene Gardesoldat des II. Saranescer Gardebanners taumelte gegen die Steinmauer und verschwand im Inneren des Gebäudes. Seine Stiefel hatten die lieblich lächelnde Strohpuppe rücksichtslos zertreten. Hinein. Der Rabenschnabel! Stecken geblieben. Sich nähernde schwere Schritte. Gebrüll. Der kleine Rundschild des gerade Getöteten. Aufheben, Parieren, Distanz überwinden, die gepanzerte Schulter zum Einsatz gegen den Brustkorb des Gegners bringen, den Schild mit beiden Händen packen, Schild und Waffe zugleich, krachende Kiefer, berstende Zähne, spritzendes Blut, Heulen, Keuchen, Schildrand gegen Kehle, Röcheln, Sterben. Tod.

Weiter. Waren seine Getreuen noch hinter ihm? Waren sie ihm in das große Gebäude gefolgt? Einerlei.  Es galt. Vorwärts. Hier würden sie es zu Ende bringen. Den Gegner aufreiben. Dann lag der Weg nach Mühlenstieg frei. Sie durften niemanden entkommen lassen. Dann wäre das Ziel möglicherweise im Handstreich nehmbar. Dann wäre er frei. Frei zu gehen, wohin er wollte, wohin er als nächstes mußte. Es war SEIN Weg.

An einer schweren Eichentür, die verschlossen vor ihm lag, ließ er den Schild fallen, der Verteidigung und einzige Waffe zugleich gewesen war. Verschlossen. Hinter ihm näherte sich wer. Ein Landsknecht. Dahinter Hirion und Nike. Caidrach ließ sich Dolch und Einhandaxt reichen. Die Augen seiner Gefolgsleute ließen Erschöpfung erkennen. Aber sie waren beim Anblick ihres nassrot triefenden Anführers auch schreckgeweitet. Gemeinsam stemmten sie sich gegen die Tür. Rammten wieder und wieder ihre Körper dagegen. Schreie drangen von drinnen heraus. Außerhalb des Gebäudes bahnte sich das Chaos seinen Weg durch eine inzwischen geschlagene Bresche im hölzernen Wall über die steinige Anhöhe an den ersten Wirtschaftsgebäuden vorbei bis zu den zentralen Bauwerken und ergoß sich in deren Inneres. Korrumpierter Ort des Friedens. Nunmehr Ort des Todes und der Barbarei. Irgendetwas schmerzte. Möglich, daß nicht nur das Blut seiner erschlagenen Feinde von ihm tropfte.

Mit einem lauten Krachen barst der Riegel hinter der Tür. Sogleich stürmten sie den Saal. Von der anderen Seite her zersplitterte gerade eine zweiflüglige Tür, durch die sich drei weitere baronstreue Kämpfer ihren Weg bahnten. Von zwei Seiten umzingelt und jeder Rückzugsmöglichkeit beraubt standen die Reste der Saranescer Gardesoldaten um ihre Herren. Der Anführer stand zitternd vor Erregung in ihrer Mitte, das Schwert in der Hand. Im Raum lagen Leichen. Zivilisten, ein Meretpriester lehnte mit gebrochenem Blick an einer der Wände, die Hände noch schützend um ein kleines Novizenmädchen geschlungen. Ein Speer hatte sie beide zugleich durbohrt und am Balken dahinter fest genagelt. Eine Frau in wallenden Gewändern innerhalb des schützenden Kreises aus Kriegern. Ihre Augen waren als einzige nicht schreck geweitet, als sie die brutale Erscheinung des Blutlöwen erblickten. Düster stach sein wütender Blick durch das Visier des Helms hervor. Über und über bespritzt mit dem Blut seiner erschlagenen Gegner, mit tropfendem Wappenrock sah er eher aus wie ein Rachedämon aus der Unterwelt. Mehr dies anstatt der Ritter, der diesem Ort Recht und Gesetz sowie Reichsfriede wieder geben sollte. Doch der Ausdruck auf dem Gesicht dieser einen Frau war weder von Überraschung gekennzeichnet noch von Furcht. Eher von Entschlossenheit! Vorwärts! Kein Zögern. Der Ritter stürmte auf die Reihe der Krieger zu und warf sich in den Kampf. Seine Gefährten taten es ihm gleich. Zähes Ringen, klirrende Waffen, wiederum Blut, brechende Knochen, Sterbende. Sengende Luft, verlangsamte Zeit! ,,Gib Acht!" schien etwas altes und gütiges in Caidrachs Ohr zu säuseln. Mehr diese vage Ahnung als das bewußte Sehen ließen den Ritter den Kopf einziehen und der Feuerball fand sein Ziel im Gesicht des tapferen Landsknechtes neben ihm. Jenes verlor augenblicklich an Kontur während es sengend und brennend in der Hitze schmolz, jegliche Luft verzehrend, die ein letzter Aufschrei noch hätte verlangen können. Unbeirrt weiter! So nah am Ziel!

Das Ende. Rauch stieg auf von dem Ort, der noch vor einer Stunde friedlich und vergessen vom Bürgerkrieg in den Wäldern Saranescs geschlummert hatte. Stille breitete sich wieder aus, einzig unterbrochen vom wütenden Knurren seiner Männer, die sich ihre Wunden leckten und die Getöteten nach Brauchbarem durchsuchten. Der Blutlöwe trat durch die zweiflüglige Tür ins Freie. Seine Hand verkrampfte sich immer noch im Haarschopf der Magierin. Der zugehörige Kopf schlug ungläubigen Blickes bei jedem Schritt nass gegen seine Kniekacheln. Humpelte er etwa? Einer seiner Unterführer kam auf ihn zu. ,,Mein Herr, wir haben sie erwischt!" Caidrach hielt auf dem Dorfplatz inne. ,,Alle?" fragte er. ,,Ja, Sire. Es konnte nicht einer fliehen. Wir sind uns sicher. Die Jäger haben zwei erwischt, die über die hintere Pallisade türmen wollten. Glückwunsch, Herr. Nach der ersten Durchsicht haben wir das gesamte Gardebanner erledigt. Die Schweine haben hier offenbar ihre eigenen Leute bekämpft, während wir ihnen im Nacken saßen. Ihre Troßvorräte können wir im Wald einsammeln, wo sie sie auf der Flucht zurück gelassen haben." Der Ritter wirkte nachdenklich. ,,Wieviele Tote und Verwundete haben wir?" Der Unterführer kratzte sich am Hals, spuckte kurz aus und meinte ,,Naja, die Hatz hat uns natürlich was gekostet. Wir haben 9 Tote, 2 derart Verletzte, daß sie den Abend wohl nicht erleben werden und 7 weitere Verwundete, die aber allesamt in einer Stunde wieder marschbereit sein werden. Was sollen wir hier tun? Die wenigen Bewohner, die sich retten konnten, sind aus Angst in die Wälder geflohen. Drüben hat der Tempel der Meret schon kleinere Brandherde. Wenn wir schnell sind, könnten wir ihn vielleicht retten." Der Ritter straffte sich. Unter dem Visier konnte niemand seinen veränderten Gesichtsausdruck erkennen. Selbst wenn, hätte ihn wohl kaum einer zu deuten gewußt. ,,Wir werden hier gar nichts tun. Und erst recht keine Zeit mit sinnlosen Löschaktionen verlieren. Die Feuer verursachen bald schon genug Rauch, der bis wer weiß wo hin sichtbar sein wird. Löschen kostet Zeit und vergrößert die Rauchfahne. Und beides können wir uns nicht leisten! Fangt die Pferde ein, versorgt die Männer. Laßt die feindlichen Troßvorräte wo sie sind. Die können wir uns irgendwann immer noch holen. Wir rücken in einer halben Stunde ab. Wir haben ein Ziel. Und das heißt Mühlenstieg. Wir müssen unseren Vorteil der Überraschung weiter ausnutzen. VORWÄRTS!!!"

Vier Tage später erreichte den Baron von Schwingenstein und andere Nachrichteninteressierte die Nachricht von der Einnahme Mühlenstiegs durch Truppen des Nordens sowie die totale Vernichtung des II. Saranescer Gardebanners in offener Feldschlacht. Die Einnahme Mühlenstiegs gelang im Handstreich ohne schwere oder verlustreiche Belagerung. Weder unter Kriegern noch unter Zivilisten waren durch die totale Überrumpelung nennenswerte Verluste entstanden. Ein glorreicher strategischer Doppelsieg im Namen des Reiches.

Nur sehr wenige Berichte über die Auslöschung des Ortes Steinacker sowie des ausgebrannten Tempels fanden ihren Weg mit den wenigen überlebenden Bauern in bewohnte Gefilde und erzählten von der tragischen Seite dieses Bürgerkrieges.
Dann sollen sie eben kommen... !!!

Caidrach Karlesce von Trutzwald, Ritter Galladoorns, Vogt zu Eichingen
Robert Uhter II. of Westguard, Marshal at the fields, Free County of Valdora
Farin Wolf, Landsknecht aus Waldbrunn, Soldat des Leuenbanners zu Leuenfels

Elisa von Rabenfels

...da war das ungute Gefühl ja berechtigt.... :-\
....es wird brennen!

-Freifrau Elisa von Wildenstein, äh..Zwingern...nein,...Rabenfels ;-) (Adepta major)
-Katinka Nataljakova (Schankmaid)
-Nayelle Al´Shannaya (Hexe, Tänzerin...und was sonst noch anfällt...)
-Mariann Tucher (Weberin/Heilerin aus Allerland)
-Elinor Elisabeth Chilton (Hebamme)

Fähnrich Pech (K.I.A.)

Leo machte sich auf. Sein Kontrakt mit dem Trutzwald war vorbei und er dachte nicht daran diesen zu verlängern. Niemand
ist gerne im Dienste von jemanden der Todessehnsucht verspürt. Da Leo es sich aussuchen kann, dachte er bei sich das es
nun an der Zeit ist sein schwer verdientes Schwingensteinsches Geld im Ausland auszugeben. Also packte er seinen Kram
zusammen und zog los nach Westen. In den Wildlanden sollte es ja eine neue Stadt geben. Mal schauen was die zu bieten hat.
Wenn der Trutzwald seine Krise überwunden hat und nicht mehr so Todessüchtig kämpft wie in Mühlensteig, dann kann man
da ja wieder mal anheuern. Schließlich zahlt er gut und pünktlich.
,,Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen."

Kurt Marti (* 31. Januar 1921 in Bern) ist ein Schweizer Pfarrer und Schriftsteller.