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Irgendwo zwischen Thuronswacht und Galladoorn

Begonnen von Tine / Alrun, 07.10.2015, 22:36:48

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Tine / Alrun

Sie kann nicht schlafen. Die Alpträume werden seltener, doch sie sind noch da. Vorsichtig schlägt sie die Decke zurück und windet sich aus den Armen des Mannes, der neben ihr liegt. Leise tastet sie nach dem rot-weißen Wollmantel, der auf einem Kleiderhaufen neben dem Bett auf dem Boden liegt, schlüpft hinein und tappt auf nackten Sohlen zur Tür. So lautlos wie möglich zieht sie die Schuhe an, die dort stehen und öffnet die Kammertür. Ein leises Knarren ertönt. Die Frau hält inne. Hat sie ihn geweckt? Nein, er atmet tief und gleichmäßig. Kein Wunder. Ein leises Lächeln huscht über ihr Gesicht. Erneut drückt sie gegen das raue Holz der Tür und huscht durch den Spalt nach draußen. Sie tastet sich vom Dachboden, wo das Gesinde schläft, die Treppen hinunter, behutsam an den Zimmern der zahlenden Gäste vorbei und weitere Stufen hinab in die Gaststube. Der Geruch von kaltem Eintopf und verschüttetem Bier hängt in der Luft. Die Türe der Taverne ist nicht verschlossen. Als die Frau sie leise aufzieht, weht ein kühler Luftzug in den Raum. Er trägt den Duft von welkem Laub mit sich – Herbst. Vielleicht hilft das, die Gedanken zu ordnen, den Kopf frei zu bekommen. Sie zieht den Mantel enger um sich und macht einen entschlossenen Schritt ins Dunkel der Nacht. Gleich rechts und links neben der Vordertür stehen zwei Bänke an der Wand. Nach kurzem Zögern lässt die Frau sich auf einer davon nieder und zieht die bloßen Beine unter den Mantel. Regungslos verharrt sie und betrachtet das Firmament. Die gleichen Sterne wie zu Hause. Bleich leuchtet der Halbmond vom Himmel und taucht alles in silbriges Licht. Nur in den Ecken des Hofes lauern tiefe Schatten. Stille liegt über dem Anwesen. Nicht einmal ein Rauschen der Blätter des Kastanienbaumes, der vor dem Haus steht, ist zu hören. Es ist völlig windstill. Die anderen schlafen wohl schon seit Stunden tief und fest. Tief atmet die Frau die kühle, würzige Nachtluft ein und genießt den Frieden. Die Erlebnisse der letzten Tage ziehen an ihrem inneren Auge vorüber. So viel ist geschehen. Gutes, Schlechtes. So vieles, das sie nicht verstanden hat. Sie würde ihren Herrn darum bitten, sie zur Magierakademie zu entsenden. Bald! Andere haben das schließlich auch schon getan. Sie schämt sich für ihre Unwissenheit. Ob die anderen sie für dumm halten? Sie hasst es sich nutzlos zu fühlen, nichts tun zu können. Im Dunkeln zu tappen, wo alle anderen Bescheid zu wissen scheinen. Außerdem ist Unwissenheit gefährlich. Das hat sie schon mehrmals schmerzhaft erfahren müssen. Wobei ... Der Herr Caspar hat sie sogar gelobt: „Brillanter Gedanke!“ hat er gesagt, bevor er davongeeilt ist. Wohlig lässt sie das Gefühl des Stolzes Revue passieren. Das Herzklopfen, die Freude. Sie hat erst gedacht sich verhört zu haben. So etwas hat ihr noch keiner gesagt. Und gerade vom Herrn von Lobesang hätte sie so etwas am wenigsten erwartet. Aber auch Laur... die achtbare Dame ist sehr freundlich zu ihr gewesen. Ihre Worte haben gut getan. Sie mag die quirlige, fröhliche Kämmerin, was es schwer macht, den geziemenden, respektvollen Abstand zu wahren. Der Herr hätte dafür wohl kein Verständnis. Schuldbewusstsein erstickt die gerade noch empfundene Zufriedenheit. Es ist aber auch schwierig, das Richtige zu tun. Dem einen ist sie zu unterwürfig, dem anderen zu aufsässig ... der nächste vergleicht sie mit einer Trauerweide und schilt sie gleichzeitig, dass sie zu hart sei. Zu dienstbeflissen, zu stur, zu geschwätzig, zu maulfaul, zu zurückhaltend, zu laut ... Zu dies, zu das ... zu wenig davon und zu viel von jenem ... Da soll sich noch wer auskennen. Die Frau seufzt und verkriecht sich tiefer in die Wolle des Mantels. Wie sehr sie doch Korbinian vermisst ... und den Hundejungen ... und IHN. Manchmal hätte sie gute Lust den ganzen Krempel einfach hinzuwerfen. Durchkommen wird sie schon, da ist sie sich sicher. Aber dann denkt sie an die leuchtenden Augen ihrer jüngsten Nichte, als diese ihr beim letzten Heimaturlaub mit schmutzigen Kinderhändchen ihr Abschiedsgeschenk in die Arme gelegt hat – ihren größten Schatz. Ein wahrhaft heldenhaftes Opfer. Nein, sie wird das aushalten! Sie will sich diese unschuldige Bewunderung verdienen. Es ist nicht der Weg, den sie gewählt hätte. Sie hatte nichts gehabt aus dem sie hätte auswählen können. Er war für sie gewählt worden. Aber das war gut so und jetzt wird sie ihn weiter gehen. Außerdem, wenn man immer nur das tut, was man gut kann, verpasst man unter Umständen das, was einem wirklich Freude macht ... Und wenn man immer nur das tut, was Freude macht, verpasst man unter Umständen das, was man wirklich gut kann. Die Frau lächelt grimmig in die Dunkelheit. Es kommt sowieso nicht in Frage ein einmal gegebenes Wort zu brechen. Und wenn ich dabei draufgeh! Aber es wird schwer sein. Alle anderen ziehen an ihr vorbei – einer nach dem anderen. Sie werden sich verändern, manchmal so sehr, dass man sie nicht wieder erkennt – und oft zu ihrem Nachteil. Muss das so sein, oder glauben sie nur, dass das nötig ist? Vielleicht wäre es sogar besser zurück zu bleiben – um der eigenen Seele willen. Hör auf! Du tust es schon wieder! Er hat völlig Recht. Du urteilst zu hart. Wieder einmal! Reiß dich gefälligst am Riemen, du eingebildetes Stück! Die Frau atmet tief durch, wird ruhig. Lichtpunkte tanzen über das Pflaster des Hofes. Der Wind frischt auf und wispert in den Blättern der Kastanie. Ein heimeliges Geräusch. Fast kann sie die Stimmen hören: Wir sind bei dir, selbst wenn du weit fort bist! Tief in sich weiß sie, dass das stimmt. Regungslos sitzt sie auf der Bank, unempfindlich für die Kälte der Herbstnacht. Lauscht dem Wind, der aus Richtung der Heimat weht. Eines Tages ...
Nach einer kleinen Ewigkeit rutscht die Frau von der Bank und tappt zur Tür der Gaststube. Bevor sie im Dunkel dahinter verschwindet, blickt sie noch einmal zu den Sternen. Die gleichen wie zu Hause ... Die Tür fällt fast lautlos ins Schloss.
Achtlos lässt sie den Mantel von den Schultern rutschen, der als unordentliches Knäuel neben das Bett fällt, und lässt sich auf dem Strohsack nieder. Fröstelnd zieht sie die kratzige Wolldecke über sich. Georg regt sich, legt verschlafen die Arme um sie und nuschelt: „Du bist ja kalt wie Eis.“ Sie lässt es geschehen. „Nur äußerlich“, denkt sie, während sie auf dem Rücken liegend in die Finsternis starrt, „nur von außen ...“
Wenn Ihr das sagt, Herr.
(\_/)
(O.o)
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Marie de Villaret

Bespielte Charaktere (sortiert nach aktueller Darstellung auf Cons):

- Marie-Danielle de Villaret - Dame aus Durée-Caresse
- Adelhayt - Pagin aus Dros Rock
- Nadhere Durothiel - Priesterin des Ordens zu Sha'Tar
- Fenia von Hohenstein - Magistra der Arkanen Akademie zu Gutingy

Gmorks Bedauern

 Oh, wie schön...so ein Einblick in Altuns Innenleben! :D

Gruß,
Björn
Bespielte Charaktere:
+ Romarik Aurora von Tauenrank - Baron von Schwingenstein
+ Giskard von Gramswald - Ritter Galladoorns
+ Konstantin Zweischneid - Landsknecht der Eysernen Fauszt
+ Mikahel Yowanuk - Husar der Siebel Säbel
+ Iwan Kirvanoff - Werwolf (tot)
+ Gorgo Vendelius, Gefallener Paladin

Tine / Alrun

Die Alrun kriegt ja das Maul nicht auf, dann muss ich das halt übernehmen.  ;)
Hat mich einfach mal wieder in den Fingern gejuckt.
Ich bin übrigens jederzeit für Briefspiel oder Emailkurzgeschichten zu haben. Falls also wer Lust auf sowas hat ...
Wenn Ihr das sagt, Herr.
(\_/)
(O.o)
(> <)

Pia


Micha

#5
Jetzt bin ich auch stolz.