Nach Zarorien - Akt 1

[Marie de Villaret]

Marie legt das Schreiben seiner Hochwohlgeboren zur Seite. Für jedes ihrer zukünftigen Kinder würde sie 50 Gold im Jahr erhalten. Schon mit einem halben Dutzend Kinder könnte sie ihren Lebensstandard dauerhaft halten. Materiell ist es mehr als angemessen... dennoch hatte Romarik sie verletzt und diesen Schmerz wird Reichtum wohl nie heilen können.
Sie schwankt zwischen Enttäuschung und Entsetzen. Was war in diesem Jahr nur alles geschehen? Die Reise nach Dalag Nor, auf der sie erfuhr, dass er sie nicht mehr heiraten würde. Trotzdem sprach sie sich offen für die Aufrechterhaltung der Gunst aus. Dann folgte ein Besuch in Galladoorn. Da sie frei war, konnte sie auch ihre Gefühle offenbaren ohne Repressionen fürchten zu müssen.  Zudem konnte sie Romarik gegenüber das Vertrauen äußern sich mehr um seine neue Verlobte zu kümmern. Auf diese Großzügigkeit hätte sie auch verzichten können, wurde doch im Sommer die Geburt der Tochter angekündigt. Vermutlich um das Schlimmste zu verhindern passte seine Hochwohlgeboren Marie nach ihrer Reise zur Turney ab. Was er ihr da alles erzählt hatte. Sogar Tränen sind ihm über die Wangen gelaufen. ,,Waren diese echt?" fragte sie sich nun. Oder gehörte Marie nur zu seinem großen Plan? Egal was Marie getan hat, es eskalierte weiter und weiter. Und er gelobte ihr Besserung, er sagte ihr mit welchem Stolz er ihre Farben tragen würde. Tja... und dann blieb ihr während der zarorischen Feierlichkeiten doch nicht viel mehr als ihm bei der Einführung seiner Zukünftigen in die Gesellschaft zuzuschauen.
Immer noch steigt Wut in Marie auf, wenn sie daran dachte, wie sie nur daneben stand. Wie Romarik Angelegenheiten mit zweierlei Maß betrachtet. Die Ehrenpavane sei laut seiner Hochwohlgeboren bislang immer ihr Tanz gewesen. Wie kann er einerseits wütend auf Marie sein, dass sie diese in Galladoorn mit Herrn Matteo tanzte und sie dann andererseits in Zarorien stehen zu lassen. Wie gut, dass Master John sie in diesem peinlichen Moment rettete. Maries Gedanken schweifen zu Matteo zurück... schade, dass sich die Beiden nicht früher kennenlernten. Wie gerne würde Marie einfach am Kristallmeer leben, mit ihm das Tagwerk bestreiten und ihm des Nächstens beiliegen. Aber so soll es nicht sein. Dafür ist zu viel passiert.
Ein Lächeln umspielt Maries Mund, als sie sich die gemeinsame Red House noch einmal vor Augen führte. Auch dieser Tanz eskaliert zunehmend. Wie praktisch, bot es sich für sie an, irgendeine Reaktion von Romarik zu erzwingen. Und wie Marie tanzte... Sie musste sichergehen, dass er es wirklich sah. Also gab sie sich Matteo hin. ,,Bin ich eine Hure?" schoss es ihr in den Kopf. Mit jedem Chasing, mit jedem Meet wusste sie, dass es ein weiter Stich für Romariks Herz seien würde. Es fühlte sich großartig an, Romarik zu verletzten. Endlich hatte sie einen Weg zur Rache gefunden...
Romarik tappte in ihre Falle. Als er seine Maske abnahm, waren seine Gesichtszüge verhärtet. Er funkelte sie zornig an. So wütend hatte sie ihn noch nicht gesehen. ,,Wie schön er doch ist, wenn er mir grollt", dachte sie. Noch immer spürt sie die Spannung des Moments...