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Nach Zarorien '15: Abends in Tavaresk Funke von Tavaresk Teil 1

Begonnen von Jegor, 29.10.2015, 13:24:13

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Jegor

Finster schaut der Mann drein, während er Tavaresk zu Fuß durchquert. Die Straße wird schmutziger, sowie auch die Mäntel und Röcke der Bürger an Farbe, Glanz, und nun sogar Sauberkeit verlieren. Der Mann bleibt stehen, und hebt die Augen zum Himmel. Das strahlende Antlitz von Shaid schenkt der Welt eine letzte Gunst, und wird gleich verschwunden sein. Dann wird nur noch das silberne Abbild ihrer Wache als Halbrund den Himmel beherrschen, umringt von unzähligen ihrer Diener. Der Mann schickt ein kurzes Gebet des Dankes an die Göttin, ohne dass die Strenge in seinen Gesichtszügen aufweicht. Viele Blicke richten sich auf den Priester, auf seine prunkvolle Robe, den prachtvollen Phelonion und vor allem, auf all das darauf gestickte Silber. Des Priesters Griff um seinen Stab, der gekrönt und verziert ist vom Zeichen der Göttin Shaid, wird fester, als ein zerlumpter Bettler mit gebeugtem Rücken auf ihn zu wankt. "SHAID mit Dir", grüßt der Priester, und bemerkt, dass der Bettler vor seinem kharkovianischen Akzent zurück schreckt.
Trotz der ernsten Miene des auf Shaid geweihten Mannes kommt der Bettler näher, und bettelt mit zitternder Stimme um Essen. Der Priester greift in seine Tasche, die im selben blauen Stoff gehalten wie seine Robe, holt einen Kanten Brot hervor, bricht davon etwas ab und reicht es dem Hungernden: "Shaid ist mit Dir, der du mit Mut und Demut das Wenigste erbittest, das Dir gegeben werden kann. Nimm dies Brot gegen deinen gröbsten Hunger.". Der Bettler verschlingt das Brotstück, und bedankt sich beim Spender, aber noch während er sich abwendet um von dannen zu humpeln, knurrt sein Magen deutlich hörbar für alle in der Nähe. "Du sollst dein Abendbrot Dir verdienen, am heutigen Abend!" spricht der Blauschwarz gekleidete Priester: "So wie Shaid von allen fordert, Ihre Aufgaben zu erfüllen, um Gerechtigkeit zu erfahren, trage ich diesen Aufruf an dich weiter. Ich hörte von einem Haus, das hier in der Nähe sein muss. Einst das Haus eines Wirtes, der des Abends unter seinem Zeichen der geköpften Schlange Bier servierte, aber in seinen Zimmern entführte Töchter und Söhne darbot. Ein Ort der Sünde, wie es kaum einen Zweiten gibt. Bring mich hin!" Der Priester folgt dem Bettler, und beobachtet aus den Augenwinkeln, dass sie längst nicht mehr allein sind. Viele gierige, aber auch neugierige Blicke beobachten die beiden, als sie an einem Haus ankommen, an dem der Rote Hahn seine schwarzen Striemen an den Fenstern zurück ließ. Das Dach war ebenfalls abgebrannt, wie auch Stall und Scheunen. Müll, Moder und Geruch nach kalter Asche bedrängen die Sinne des Priesters. Die Opfer setzten dem Treiben hier ein Ende, indem sie Feuer gegen das Gebäude einsetzten. Der Betreiber wurde erschlagen von  braven Bürgern, und eines der Opfer sitzt noch immer im Kerker, verurteilt wegen Brandstiftung und Gefährdung der Stadt. Zwei Jahre sind diese Ereignisse her, untergegangen neben den großen Ereignissen jener Zeit. Der Bettler folgt der Anweisung, den Priester ins Haus zu bringen, und räumt dabei teilweise den Dreck zur Seite. Der ehemalige Schankraum ist bar von Mobiliar, selbst der Tresen ist zu großen Teilen abgeschlagen, und wahrscheinlich zu Brennholz umfunktioniert worden. Das gleiche Bild in den Zimmern, der kleinen Küche, und dem bereits überlaufenden Abort. Vor allem viel Arbeit, nur das Dach würde nicht billig werden. Ein kurzer Gedanke daran, dass er die Aufgabe der Dame von Perchtograd hier perfekt erfüllen konnte, ein kurzer Moment, in dem seine Miene ein spontanes Lächeln an den Mundwinkeln nicht abweisen kann, bevor er sich zusammenreißt. "Nimm die Tasche, darin ist eine Decke, Speis und Trank. Trage auf in diesem Saal, und warte!" Der Hungerleidende tut wie ihm geheißen, während der Priester im Kopfe bereits die Worte sucht, um diesen Ort dem Baron nahe zu bringen. Neben der Treppe könnte ein Gemälde hängen, der Platz ist wie gemacht dafür. Der Baron mit seiner zukünftigen Frau, beide streng im Blick, aber mit kleiner, einladender Geste. Vielleicht jeweils eine Hand leicht geöffnet, das würde genügen. Die zukünftige Baronin mit einem Shaid-Kreuz in der anderen Hand, des Barons zweite Hand auf ihrer Schulter. Als wäre es bereits gemalt, schwebt es in Gedanken vor dem inneren Auge des Priesters, als ein Geräusch ihn in die Wirklichkeit zurück holt. Mittlerweile sind drei weitere Zerlumpte im Hauptraum angekommen, und in der Mitte liegt eine Decke mit dem Shaid-Kreuz, sowie der Inhalt der Tasche, sauber ausgebreitet. "Du hast mich unter Schmerzen hierher gebracht, und brav gewartet mit der Mahlzeit, obgleich der Wahnsinn des Hungers an dir nagt. Shaid, ich bitte Dich, segne diesen und schenke ihm Erkenntnis seiner Rechtschaffenheit. Iss nun!"
Der Priester fragt nun die Neuankömmlinge nach ihrem Begehr, und es verlangt sie ebenfalls nach Essen. "Ihr solltet speisen, was diese Tafel hergibt, aber Shaid lehrt uns, dass zu viel Geschenke den Müßiggang fördern. So nehmt ein Stück Brot, und geht von dannen, oder erwartet eine Aufgabe, die jeder von euch bewältigen kann. Ihr werdet beichten die Sünden die ihr begangen habt in diesem Mond!" Alle drei willigen zögernd ein, das Schmatzen des Essenden wischt jede Vorsicht beiseite. Der erste beichtet lapidare Dinge, merklich, das nicht das Seelenheil sondern der Teller lockt. Ernst und drohend erwidert der Priester: "Shaid sieht alles! Bist du sicher, nicht gestern doch noch Fehl begangen zu haben?". Erschrocken darüber, das der Priester dies unmöglich wissen könnte, wenn er nicht mit dem Göttlichen im Bunde stünde, ergänzt der erste weitere Sünden, natürlich auch die des Vortages. Der Zweite versucht nicht erst, Sünden zu verdecken, und während die beiden ebenfalls auf der Decke knien und gesegnet mit dem Mahl beginnen, kniet der Dritte vor dem Priester und weiß kein Unrecht, für das er Abbitte leisten könnte. "So bist du ein redlicher Mann, der keinem etwas Schlechtes tut, aber ich frage dich: Ist da nichts, was dir gramt und falsch vorkommt, bei den Leuten in deiner Umgebung? Nichts, was dein Gewissen plagt, weil du Taten vermeidest, die Recht wären, oder Versehrtheit fürchtest, wenn du Anklage erhebst?" Und so bittet der Dritte für Unterlassenes um Vergebung, und berichtet dem Priester von Vergehen, die andere zwar betreffen, jedoch durch das unterlassene Handeln des Mutlosen auch weiter Unrecht bleiben. Der Priester segnet so auch den Letzten, und lässt ihn essen.
"Ihr vier sollt nicht mehr hungern am Abend, wenn ihr des Tags hier Ordnung schafft. Der Ruß muss entfernt werden, der Müll vor die Stadt gebracht, und der Abort geleert werden. Schrubbt die Böden, und entfernt alles Unreine, auf dass dieser Ort der Sünde neu entfacht werden soll, als ein Funke in der Dunkelheit, ein Licht der Hoffnung."
Der Priester verlässt das Grundstück, und betrachtet die Fassade. Über der Tür würde ein neues Schild angebracht werden, in den Farben Schwarz, Dunkelblau und Silber. Darauf würde stehen:
         
   Funke von Tavaresk

Der Türrahmen würde blau und grün gestrichen werden, das jeder wisse, dass der Baron diesen Ort schützt. Die Tür würde blau und gelb gestrichen, dass jeder, der hier Zuflucht findet, erkennen soll, dass die Dame von Perchtograd, Hochgeborene der Tannenbrand den Einlass ermöglicht. Erneut wird die Miene von einem kurzen Lächeln gebrochen. Regelmäßige Messen werden dieses Wissen vermitteln. Genauso wie das Wissen um das ewige Licht. Hier, an einem der dunkelsten Orte in Tavaresk, soll es beginnen.
"Wer bist du, guter Mann?" fragen die Beköstigten wie aus einer Kehle.
"Ich bin Jegor Petrovskowitsch, Priester in der Gunst der Göttin Shaid, im Auftrag der Dame von Perchtograd, eurer zukünftigen Baronin. Hier wird hier im Namen des Barons von Schwingenstein eine Unterkunft für Kriegswaisen errichtet. Das Leid des Volkes geht an ihr nicht vorbei, und wer arbeiten will, soll Arbeit bekommen, auf das die Fleißigen den Winter nicht fürchten müssen. Die Arbeit an diesem Waisenhaus ist nur ein Teil der Aufmerksamkeit, die sie euch schenken werden. Seid fleißig in den nächsten Tagen, tut dies hier kund, und wenn das Haus geräumt, ist auf die Umwelt darum zu wirken. Danach die Straße davor, und dann die Straße, die ins Zentrum führt. Wer arbeitet, soll nicht Hunger leiden!"
Jegor wendet sich zur Rückreise ab, wissend, das die Dinge ihren Lauf nehmen. Shaid sei gepriesen!
Jegor Fjedorowitsch Wilgóra - Shaid Priester (bekannt als Jegor Petrovskowitsch = Kind von Petrovska; der blaue Priester)

Gmorks Bedauern

Bespielte Charaktere:
+ Romarik Aurora von Tauenrank - Baron von Schwingenstein
+ Giskard von Gramswald - Ritter Galladoorns
+ Konstantin Zweischneid - Landsknecht der Eysernen Fauszt
+ Mikahel Yowanuk - Husar der Siebel Säbel
+ Iwan Kirvanoff - Werwolf (tot)
+ Gorgo Vendelius, Gefallener Paladin