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Funke von Tavaresk ... Teil 2

Begonnen von Jegor, 01.02.2016, 18:10:07

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Jegor

Finster schaut der Mann drein, während er das Gebäude betrachtet. Die meisten Notlösungen wichen fertiger Handwerkskunst, das Dach war fertig und dicht. Jegors Augen werden kurz enger, als er über den Dachdeckermeister nachdenkt. Drei Termine hielt dieser nicht ein, und verdoppelte dann auch noch die Kosten gegenüber der vereinbarten Summe. Alle freundlichen Worte halfen nicht, bis Jegor den Handwerker auf dessen Sünden hinweisen musste. Die  Küchenhilfe Metlana, einst Tavernendirne, die für Münzen ihren Körper verkaufte, beichtete vor nicht langer Zeit von den regelmäßigen Besuchen des Handwerkmeisters, sowie dessen Spiel- und Trinksucht. Als er Metlanas Körper für ein wenig Kupfer nahm, brüstete er sich davon, das sein Weib dumm, alt und nutzlos sei, und weder sie noch die Kinder etwas vom Gewinn seines Schaffens abbekämen. Eine Handwerksfrau, die sich liebevoll um die fünf barfüßigen Kinder kümmert, ihm ein gutes Weib scheint, und trotzdem nicht standesgemäß lebt. Frata Jegor achtete darauf, das der Handwerker ihn bei all diesen Verfehlungen bemerken musste, so bedurfte es nicht mehr vieler Worte, um die Arbeit deutlich unter dem vereinbarten Preis zeitnah fertig gestellt zu bekommen. Eine Mahnung Jegors zum Abschluß der Arbeiten sollte nun auch unter dem eigenen Dach des Handwerkers das Leben von Weib und Kindern verbessern.

Ein kurzes Lächeln huscht über Lippen das Shaidpriesters, als er von den Gedanken ablässt, die Tür in den Farben der Tannenbrands öffnet, und durch den Türrahmen in den Farben der Tauenranks schreitet. Teile seiner Vision dieses Ortes erfüllten sich, für mehr als das Notwendigste war jedoch bisher weder Zeit noch Geld übrig. Die Kinder, etwas mehr als ein Dutzend, räumen gerade den Hauptraum, stellen Bänke auf, entrollen ein großes Stoffbanner mit einem Shaidkreuz, und entzünden etwas Weihrauch.

Kurz darauf beginnt die Vollmondmesse, und Jegor bemerkt erneut neue Gesichter mit fragenden Blicken zwischen den Waisenkindern. ,,Gelobt sei Shaid" eröffnet der Priester, und die kleine Gemeinde antwortet mit den gleichen Worten.

Vater Jegor beginnt seine Predigt:

,,Das wir uns heute Nacht hier versammeln können, verdanken wir der Friedensbringerin Svenja von Perchtograd, die gemeinsam mit Ihrem Verlobten, dem Baron von Schwingenstein, an diesem Ort eine Zuflucht für die Jüngsten Opfer der Kämpfe in diesen Landen beschlossen haben.

Dann lasst uns diese Andacht beginnen mit einer Lobpreisung der Mondenmutter:

SIE sei bekannt als Herrin der Welt, SIE beschützt und behütet ihre Kinder und hält Wacht über sie wenn die Finsternis droht. SIE erschuf die Himmel und die Erden und gebar die göttliche Ordnung. IHR Symbol ist der Mond, und wie die mondbeleuchtete Nacht sind ihre Farben Blau, Schwarz und Silber. IHR Zeichen ist das Matriarchenkreuz, wo dieses wirkt, muss die Finsternis weichen. SIE ist gnädig und gerecht, doch ihr Zorn ist furchtbar und fegt hinweg, was böse und verdorben, denn SIE ist das Schild für all ihre Kinder.
Gelobt sei SHAID!

Doch es gibt da noch den Anderen, der herrscht in der Finsternis, und ihm folgt stets die Verzweiflung. Einst sollte er herrschen an der Seite der Herrin SHAID, doch er spottete IHREM Werk, und erschuf verdorbene Diener und finstere Kinder. Er ist der Fluchfürst und Falschsprecher, der Verderber der Nacht, auf das seine Kreaturen sich in ihr verbergen können. Eifersucht, Bitterkeit, Neid und Gier sind seine Werkzeuge, ebenso wie Maßlosigkeit und Lügnerei vor der Herrin und all ihrer Kinder. SIE stieß ihn in die Finsternis, die er selbst erschuf, und bannte ihn und viele seiner Geschöpfe, auf das diese in IHREM Licht des Tages verbrennen mögen. Danach machte SIE sich auf, Ihren Kindern beizustehen gegen die Finsternis, und brachte IHR Symbol der Hoffnung in das Reich der Verleumders, und viele ihrer Hohen Diener folgten dem Zeichen, um des Nachts für die Kinder der Herrin zu streiten. So schaut hinauf, es ist eine klare Nacht, und ihr könnt erkennen ihr Symbol, rund und leuchtend, sowie zur Seite des Mondes das Firmament voller Sterne.
Gelobt sei SHAID!

Ihr seid IHRE Kinder, SIE wünscht, das ihr beschützt werdet, aber euch schenkte SIE auch einen Willen, um eigene Entscheidungen zu treffen, ein Gewissen, um eure Entscheidungen abzuwägen, und die göttliche Ordnung, auf das jeder seinen Platz finden möge.
So ist es an jedem, zuvorderst das eigene Gewissen zu reinigen, und danach rein zu halten, denn bereits in den ältesten Überlieferungen der Kirche des heiligen Lichts steht geschrieben, das kein begangenes Unrecht je vergessen wird. SHAID sieht alles, und wird am Ende alles richten. Ein Greuel sind IHR Heuchler, die mit der Zunge büßen, aber die Sünde nicht im Herzen verstehen und voll Schmerz bereuen, denn jene sind Diener des Anderen, und führen die Verderbtheit des Falschsprechers durch die Reihen IHRER Kinder.
Gelobt sei SHAID"


Mit den heiligen Worten antworten die meisten in der Gemeinde, und Vater Jegor beendet die Predigt, um sich  etwas abseits im Hauptraum an einen kleinen Schreibtisch zu setzen, bereit, die Fragen der Neuen zu beantworten, und Einzelnen in einem kleinen Nebenraum die Beichte abzunehmen.
Jegor Fjedorowitsch Wilgóra - Shaid Priester (bekannt als Jegor Petrovskowitsch = Kind von Petrovska; der blaue Priester)