Der Preis der Niederlage

[Faran]

Tag 6 des neunten Monats im Jahr 18 Viviane

Kloster Greifenrast, Freiherrentum Waldwacht, Erbnacht, Mittagszeit

Ein junger Mann – er mag c.a. 20 Sommer zählen – schleppt einen großen Eimer Wasser vom Brunnen des Klosters in die Kapelle.
Dort angekommen stellt er den Eimer neben sich, greift sich einen Wischmopp und beginnt gründlich zu putzen.

Guntram war froh, im Kloster arbeiten zu dürfen.
Sein Leben lang hatte er davon geträumt und eines Tages wollte er auch unbedingt ein Priester der Gemeinschaft werden.

So macht es dem guten Guntram auch gar nichts aus, die Kapelle heute alleine zu wischen.
Er genießt jeden Augenblick und für das kleine geschmiedete Drachensymbol auf dem Altar nimmt er sich besonders viel Zeit.

Fröhlich arbeitet er vor sich hin, als plötzlich die Tür aufspringt.

''GUNTRAM!''

Ein hektisch atmender Mann steht mit weit aufgerissenen Augen in der Tür.

''KOMM SCHNELL! UND PACK DEINE SALBEN EIN!''

Guntram lässt augenblicklich alles stehen und liegen und hastet zur Tür.

''Was ist los Bruder?'', fragte er.

Der Mann schnauft kurz.

''Es geht um Faran! Seine Schulter! KOMM JETZT!''

In Windeseile huschen nun beide über den Hof.
Guntram saust in seine Stube, packt eilig ein paar Dinge ein und fast schon im Fluge eilt er weiter zum Lazarett.

Die beiden haben kaum den Raum betreten, da steigt ihnen ein beißender Geruch in die Nase.
Von Eiter und verbranntem Fleisch.

Hastig eilen sie zu Prior Gendrik, der schweißgebadet über Faran beugt.

''Endlich! Schnell, die Salben!'', ruft er ihnen entgegen.

Guntram springt dem Prioren sogleich zur Seite, nur um gleich vor Schock stillzustehen.

Farans rechte Schulter.
Seine rabenschwarze, verkohlte Schulter.
Sie scheint so, als hätte sie grade erst wieder gebrannt!
Dabei war seine Verletzung schon Tage her!

Hastig greift Prior Gendrik in Guntrams Tasche, kramt eine Salbe hervor und trägt sie im Handumdrehen auf.

Faran scheint davon nichts mitzubekommen.
Er liegt bewusstlos auf seiner Pritsche und regt sich nicht.

Fieberhaft bemüht sich Gendrik, die Wunde zu reinigen und zu pflegen.

''Wird er je wieder gesund, Prior?'', fragt Guntram.

''Das weiß nur der große Drache allein, mein Junge.''

Nach getaner Arbeit sinkt der alte Mann erschöpft in einen Stuhl.

''Verdammtes untotes Drachenfeuer!''