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Nach dem Ritterschlag des Herrn von Wintersang

Begonnen von Sirja, 25.05.2019, 00:47:23

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Sirja

Drei Tage nach dem Ritterschlag des Herrn Aramis von Wintersang, Pfalzstätten, ehemalige Gemarkung Pfalz

Das war es also. Mit gestrafften Rücken und geballten Fäusten stand Anna Katharina von Pfalz am Fenster und blickte hinunter in den kleinen Burghof der Feste. Mägde liefen vom Kücheneingang in Richtung der Ställe, Pferde wieherten und die wenigen verbliebenen Waffenknechte lehnten entspannt am Gatter. So ruhig, so trügerisch ruhig... als wäre das politische Beben von Heven am Familiensitz derer von Pfalz vorbeigezogen. Aber nichts dergleichen! Nicht einmal ein Rest der einst so stolzen Gemarkung war geblieben, bis zum letzten Kieselstein am Ufer des Rheyns trug die Gegend nun den Namen des nördlichen Nachbarn Sommburg.

Gerade noch hatte sich Hoffnung in der jungen Adeligen geregt, als es in Heven hieß, dass der Baron Friedensverhandlungen führe. Neugierig war sie gewesen auf die Friedensverkündung und das, was für die Familie von Pfalz daraus erwachsen möge - jetzt, wo der Bürgerkrieg endgültig vorbei war, wo auch die Ebene der Stille befriedet worden war, die vor Jahrzehnten einen großen Teil der Pfalz verschlungen hatte. Alles hätte wieder eins werden können, die Geisterdörfer, die vor der Dunklen Nacht in der Ebene standen - sie hätte sie wieder aufbauen lassen, sie hätte neue Bewohner in die Gemarkung gelockt, um brachliegende Felder zu bewirtschaften und in den Wäldern nach Bären zu jagen, mit deren Fellen sich ihre Familie über die Generationen einen bescheidenen Wohlstand erhandelt hatte. Die Pfalz war eine kleine Gemarkung, eine nahezu unscheinbare Mauerblume neben dem mächtigem Rheyn, den sonnenbewachsenen Sommburger Hängen und der Handelsstadt Pavlodar. Anna Katharina war sich sicher - hätte sie die Chance bekommen, sie hätte sie wieder zum Blühen gebracht.

Hatte sie nicht seit ihrem Urteil gezeigt, dass sie dem Baron treu ergeben war? Stand sie nicht auf seinem Wunsch hin seiner Verlobten all die Zeiten stets zu Diensten? Hatte er nicht gesagt, dass sie sich beweisen solle, ihrem Namen wieder Ehre bringen solle? Doch es war alles hinfällig, alles einerlei - die Pfalz gab es nicht mehr und es kam ihr vor, als seien die letzten vier Jahren wie Sand zwischen den Fingern zerronnen. Einzig froh war sie darüber, sich in Heven vor der Verkündung des Barons, ihres Vetters, zurückgezogen zu haben. Die Demütigung der nun endgültig zerstörten Hoffnung war genug. Sie hätte die mitleidigen Blicke der anderen nicht ertragen.

Sie zwang sich, die geballten Fäuste zu lösen. Zorn ziemte sich nicht für eine Dame und brachte sie keinen Schritt weiter. Kontrolliert atmete sie ein und aus, wandte sich ab vom Fenster zum Hof und begab sich in die Wohnstube, wo ihre Mutter gedankenverloren auf die Stickerei in ihrem Schoß starrte. "Meinst du, er lässt mich an der Stätten verweilen? Der neue Herr?", fragte sie leise. "Der Herr von Wintersang ist ein rechtschaffener Mann, Mutter", sagte Anna Katharina. "Aber um sicherzugehen, lasse mir Feder und Tinte von deinen Mägden bringen. Ich habe einen Brief zu schreiben."
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